CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Alan Morse - Four o'clock and hysteria
(63:56, InsideOut, 2007)
Nachdem bereits alle seine Spock's Beard Bandkollegen, sowie natürlich auch sein Bruder irgendwelche Nebenprojekte am Laufen haben bzw. bereits mit Soloscheiben unterwegs sind, zieht jetzt auch Alan Morse nach. Die wichtigste Erkenntnis gleich zuerst: logischerweise hat dieses Album nur am Rande etwas mit der Musik von Spock's Beard zu tun, auch wenn sich hier mitunter die ganze Band als Begleitmusiker beteiligt. Aber das Allerwichtigste: nicht alles aus dem Hause Morse (schönen Gruß an Neal, der als Co-Produzent fungiert) klingt ähnlich bzw. gleich! Losgelöst von irgendwelchen inhaltlichen Zwängen und Strukturen wird vor allem kräftig improvisiert und werden ausgiebig die Saiten in Schwung gebracht, jedoch ohne dass die Songs dabei ihre innere Logik verlieren. Stilistisch ist die Bandbreite ebenfalls recht weit gefasst, auch wenn vor allem ein unheimlich lockeres und unverkrampftes Jazz Rock (mit deutlicher Betonung zum Rock) und Fusion Feeling vorherrscht (klar bei Titelnamen wie "Cold Fusion" oder "Return to forever"). Jedoch folgen immer wieder Anreicherungen aus dem Hard Rock, Blues, Latin Rock, AOR und sogar Funk und Country, was das Album sicherlich für reine Jazz Rock Puristen zu verwässert, zu geradlinig und wenig fordernd erscheinen lässt. Logischerweise hat die Gitarre das Sagen, doch trotz einiger flotter Fingerübungen verlieren die rein instrumentalen Songs nie ihr Gefühl, atmet diese Scheibe immer wieder tief durch, statt in Technik zu ersticken. Hinzu kommen feine Gastauftritte von u.a. ex-Mahavishnu Orchestra Geiger Jerry Goodman, die für zusätzlichen Drive sorgen. Alan Morse erfindet hier logischerweise nichts aufregend Neues, doch durch eine sehr relaxte Atmosphäre und unheimlich groovige, sehr lässige Rhythmen bekommt seine Soloscheibe den nötigen Sympathie Kick.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007