CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Alamaailman Vasarat - Maahan
(39:53, WolfGang Records, 2007)
Die Finnen mit ihren großen Fideln sind wieder los! Nachdem Alamaailman Vasarat zuletzt die finnische Legende Tuomari Nurmio begleiteten, sind sie wieder unter eigenem Namen unterwegs. Noch immer rockt die muntere Band mit Blas- und Streichinstrumenten härter und abstrakter als manche Heavy Kapelle, noch immer macht diese Art abstruser Folklore mächtig Spaß. Nichts Neues also auf den ersten Blick, außer dass die Alben bei den verrückten Nordlichtern immer kürzer werden? Ein klares Jein, denn zuerst einmal wirkt die Musik der "Hämmer der Unterwelt" (= wortwörtliche Übersetzung des Bandnamens) auf ihre bisherige, ganz eigene Weise. Es scheint so, als ob man auf einer jüdischen Kirmes durchgeknallte Schwarz-Weiß Filme anschaut. Die äußerst originelle Sichtweise des Sextetts, traditionelle Klänge mit Celli quasi als verlängerte Gitarren und mit lustigen Blasmelodien zu würzen, hat auch auf diesem 11 Songs umfassenden Werk seinen ganz eigenen Reiz. Melancholische Grundstimmungen werden durch flotte Rhythmen abgelöst, doch irgendwie wirken die Finnen dieses Mal noch einen Funken verspielter, noch eine Spur schräger und vor allem erheblich schwungvoller. Die Musik hat kräftig Dampf unter dem Hammer bzw. in den Backen und ist ein wirklich herrlicher weltmusikalischer Angriff auf die gestählten und amüsierfähigen Hörnerven. Dabei lockert gerade der augenzwinkernde, humorige Ansatz auf, und vor allem Klangfolgen, die man sonst nur als Untermalung von Stummfilmen kennt, sorgen für mächtigen Spaß. Doch findet sich dazwischen auch düsteres und schleppendes Tempo, so dass die kammermusikalische Weltmusik aus Nordeuropa eben nicht nur freudestrahlend umhergeistert. Ganz neu erfinden sich Alamaailman Vasarat also nicht, deswegen sind auch alle gut mit diesem Album beraten, die bisher auf die Kratz- und Gebläseversion der 1997 gegründeten Nachfolgeband von Höyry-Kone stehen. Doch die leichte inhaltliche Modifizierung macht Laune auf mehr.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007