CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Kaipa - Angling feelings
(64:22, InsideOut, 2007)

Nach dem Ausstieg von Roine Stolt hält nun Hans Lundin als einziges Ur-Mitglied bei Kaipa die Zügel fest in der Hand. Daneben hat er die gleiche, gut eingespielte Mannschaft (u.a. Jonas Reingold (Flower Kings) sowie Ritual Sänger Patrik Lundström) am Start, die seit 2002 bereits drei Studioalben unter dem Namen Kaipa einspielte. Neuzugang Per Nilsson (Gitarre) agiert an seinem Instrument etwas unauffälliger als Roine Stolt, jedoch handwerklich durchaus variabel und vor allem um einiges rockiger, was zum einen dazu führt, dass Kaipa weit weniger Flower Kings-lastig klingen, zum anderen die Balance aus Keyboards und Gitarre ausgewogener erscheint. Dennoch ist auch "Angling feelings" vom gleichen musikalischen Geist durchzogen, dem hochmelodischen Spiel mit Retro- und Folk-Elementen, wie bereits die Vorgängeralben dieser Neuauflage von Kaipa. So weit, so gut. Doch dieses "Nach-Hause-kommen" Gefühl hat ebenso seine Schattenseiten. Die spielerische und kompositorische Qualität ist sicherlich auf hohem Niveau angesiedelt, doch böse betrachtet handelt es sich bei "Angling feelings" einfach nur um eine weitere Blaupause der bisherigen Alben seit 2002. Vieles kommt einem irgendwie bekannt vor, auch wenn dieses Mal die Musik eine kleinere Spur kantiger und etwas rotziger ausgefallen ist. Doch irgendwie fehlt so etwas wie eine eigene Seele bzw. innere Tiefe, die trotz spielerischer Klasse und jeder Menge Breaks und Wechsel, einfach nicht aufkommen will. Dafür steckt die mitunter fröhliche Lebendigkeit positiv an, die sich von den entspannten Aufnahmen her ebenfalls in den Arrangements niederschlägt. Wer mit den letzten drei Kaipa Alben gut bedient war, wird auch bei "Angling feelings" bedenkenlos zugreifen. Ansonsten herrscht hier einfach inhaltlicher Stillstand auf spielerisch hohem Niveau.

Kristian Selm



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