CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

G.A.L.F. - Spirals of time
(60:39, Rock Symphony / Musea, 2006)

Lasst mich einleitend direkt diesen nicht zu definierenden Gruppennamen auflösen. Es handelt sich lediglich um die ersten Buchstaben der Vornamen der vier Hauptakteure: Giuliano Tiburzio - Bass; Antonio Bortolotto - Drums; Leonardo Zambianco - Lead Vocals und Fernando Pacheco - Guitars. Eigenartigerweise ist Gastmusiker Nélio Tanios Porto an den Tasten im Bandkürzel nicht berücksichtigt, obwohl er reichlich den Sound von G.A.L.F. mitprägt. Wie Ihr schon fast erahnen könnt, handelt es sich um eine südamerikanische Band, die - um genau zu sein - aus Brasilien stammt. Die Musiker sehen sich durch die Art Rock Musik der siebziger Jahre beeinflusst, so dass Erinnerungen an die Kompositionen von Yes, Alan Parsons, Camel, Kayak, Genesis oder Barclay James Harvest beim Hören dieser CD auch nicht ungewöhnlich sind. Da dieser Silberling lediglich fünf Songs aufweist, beginnt er auch schon mit einem 26-minütigen Longtrack. Der Einstieg erinnert mich mit seinem entspannten Mix aus Synthesizerklängen, Gitarre, Bass sowie perkussiven Tönen an eine Art Rush ("Xanadu") meets Yes. Als dann aber nach gut zwei Minuten der Gesang einsetzt, geht's doch mehr in eine melodischere Richtung. Obwohl der Lead Gesang in Englisch dargeboten wird, habe ich allerdings hiermit das größte Problem. Er ist sehr klar und hat auch ein gewisses Timbre, aber trotzdem ist er mir insgesamt zu ausdruckslos und clean. Und außerdem ist mir der Grenzbereich zum schwülstigen doch zu nahe. Instrumentalmusikalisch können G.A.L.F. allerdings immer mal wieder auf ihrem Longtrack gefallen, vor allem wenn "Yestöne" durch die Keyboardbehandlung sowie das Gitarrenspiel auftauchen und Melodie und Rhythmus gewechselt werden. Mein Lieblingsstück ist der zweite Track, der über 9 ½ Minuten ohne Gesang allerfeinste rocksinfonische Progmusik bietet und im musikalischen Fahrwasser von Camel gleitet. Die folgenden auf zwei Tracks verteilten 20 Minuten machen mir das Durchhören wirklich schwierig. Nicht nur der geglättete Gesang zieht meinen Finger zur "Next-Taste", auch die eingängigen Kompositionen im Stile von Alan Parsons, Barclay James Harvest oder Kayak können mich nicht überzeugen. Immerhin wissen die Instrumentalpassagen auf dem vierten Stück "Earth" mit ansprechendem Gitarren- und Keyboardspiel das Ganze noch einigermaßen zu retten. Das letzte, gut vier Minuten lange, ruhige Stück "Fogueira", kann allerdings trotz seiner netten Samples mit Schritten, Stimmen, Wettergeräuschen etc. keine Glanzpunkte mehr setzen. Ich würde mir für die nächste Scheibe weniger rosarote Töne und eine kernigere Stimme (vielleicht auch durch eine Sängerin) wünschen.

Wolfram Ehrhardt



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