CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Frogg Café - The safenzee diaries
(70:29 + 66:13, 10t Records, 2007)

Zwar gehören Frogg Café immer noch zu den Insidertipps, aber die Kritiker sind sich eigentlich alle einig, dass diese Band auf jeden Fall das Potenzial für wesentlich mehr besitzt. Gerade ihre Studioalben verbinden sehr geschickt und virtuos 70s Progressive Rock mit Jazz Rock / Fusion Anleihen sowie zappaesken Elementen. Dass die Band live von einem nochmals ganz anderen Kaliber ist, hier gerne kräftig gejammt und improvisiert wird, weiß man mittlerweile auch hierzulande, als die Band vor einigen Jahren die deutschen Konzertbühnen (u.a. auf dem Herzberg Festival) unsicher machte. Doch mit dem Doppel Livealbum "The safenezee diaries" geht die Band von der U.S. Ostküste noch ein paar Schritte weiter, und um es vorweg zu nehmen: sie macht es dem Zuhörer nicht unbedingt leicht. Zum einen wurde der Retro Prog Einfluss auf der ersten CD bei dieser Zusammenstellung fast komplett außen vor gelassen, so dass man nahezu ausschließlich die Jazz-Rock / Fusion Seite der Band zu hören bekommt, angereichert durch eine Art zappaesken Big Band Sound. Weiterhin wurde hier nicht einfach eine Art "Best Of" zusammengestellt, sondern lediglich die Hälfte des Materials ist auf den bisher erschienenen Studioalben erhältlich. Doch auch diese Songs sind keineswegs eine 1:1 Kopie der Studioversionen. Daneben geht es sehr oft rein instrumental zur Sache, steht vor allem die spontane und geplante Interaktion auf der Bühne im Vordergrund. Ebenfalls nehmen die Blasinstrumente, sowie die Violine, einen wesentlich größeren und prägnanteren Raum ein als man dies von den Studioaufnahmen kennt. Dummerweise stammt das Material auf diesem Doppelalbum von diversen Mitschnitten, was für mehrfaches Ein- und Ausblenden sorgt und damit keinerlei kontinuierliche Konzertatmosphäre aufkommen lässt. Dafür ist der Inhalt umso interessanter und spannender, denn auf der Bühne bzw. Live im Studio entwickelt die Band ihre wahre Spielfreude, auch wenn nicht immer alle Ideen zünden. Dass man mit der Songauswahl und auch der musikalischen Ausrichtung sicherlich einige Fans vor den Kopf stoßen wird, nehmen Frogg Café augenscheinlich gewollt in Kauf, womit "The safenzee diaries" sicherlich eher denjenigen empfohlen werden kann, die auch mal eine gehörige Portion Brass-orientierten Jazz Rock vertragen können. Mit diesem Werk werden Frogg Café zwar nicht für den ganz großen Wurf sorgen, ein überaus begeisterndes Livealbum haben sie aber dennoch abgeliefert.

Kristian Selm



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