CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
A.C.T - Today's report
(61:49, InsideOut, 1999)
A.C.T - Imaginary friends
(63:12, InsideOut, 2001)
A.C.T - Last epic
(67:29, InsideOut, 2003)
Nachdem A.C.T bei InsideOut ihre derzeitige veröffentlichungstechnische Heimat fanden, hat sich das Label auch gleich daran gemacht, den zum Teil nicht mehr erhältlichen Backkatalog mit Bonusmaterial und erweitertem Booklet neu aufzulegen. Während man mit dem letzten A.C.T Output "Silence" sogar die schwedischen Charts enterte (bis auf Platz 4), gehörte die Combo mit ihren früheren Aufnahmen trotz Support Touren mit Saga und Fish eher zum gut gehüteten Insidertipp. Während sich der Fünfer mittlerweile immer mehr dem Pop annäherte, sind ihre Frühwerke eine wirklich erfrischende, verspielte Mischung aus Art Rock, Pop / Mainstream und Sinfonic Rock. Mit catchigen Melodien nehmen A.C.T den Zuhörer gefangen, während der instrumentale Gegenpart eine filigrane und druckvolle Begleitung abliefert. Bereits das Debüt "Today's report" versprüht richtig gute Laune, lockeren Prog-Pop Appeal und beweist bereits das vorhandene Potenzial der Band. Zum vollständigen Durchschlag fehlt aber noch der allerletzte Kick. Was "Today's report" verspricht, löst jedoch der Nachfolger "Imaginary friends" vollständig ein. Während die Band auf dem Bonusvideo zur Entstehung des Albums eingesteht, dass man eigentlich ein wesentlich poppigeres Albums schreiben wollte, entwickelten sich die Dinge dann doch mehr in die sinfonische, proggigere Richtung. Doch selbst die komplexesten Tonfolgen wirken niemals überladen, sondern fügen sich überaus harmonisch und unauffällig in den Gesamtkontext ein. Hinzu kommen noch echte Streicherarrangements, während einige Geigenparts sogar entfernt an Kansas erinnern. Auch das Faible für mächtige, mehrstimmige Gesangsharmonien und Pomp im Stil von Queen scheint mehrmals durch, jedoch von A.C.T mit durchaus eigenem Charme versehen. Da wird mal hard-rockig losgebrettert, behände über die Keyboards gewirbelt, einige Momente später schlägt dann mit weit weniger Tempo wieder gnadenlos die lässige Gute-Laune-Stimmung zu. Und das bei einer Band aus dem ach so melancholischen Norden! Kurz und gut: "Imaginary friends" ist eine prima, überschäumend fröhliche Art Rock / Art Pop Scheibe mit der genau richtigen Mischung. Als Hidden Bonus Track gibt's übrigens eine Coverversion von Saga's "Mouse in a maze". Mit "Last epic" legten A.C.T als drittes Album ein ambitioniertes Konzeptwerk im Songformat vor, das sich jedoch von den offensiveren, härteren Riffs verabschiedete und die poppigen Hooks weit mehr in den Vordergrund stellte. Natürlich gibt's auch wieder Pomp, Bombast, hintergründigen Pop und sinfonische, verspielte Ausschmückungen zuhauf, jedoch alles eine Spur straighter, kompakter und weniger direkt wie beim Vorgänger. Andererseits kann man sich der fröhlichen, mitreißenden Art von A.C.T nur schwer entziehen. Und dass die Band auch live einiges auf die Beine stellen kann, davon konnte man sich anno 2003 bei der Europatour von Saga überzeugen, als A.C.T zusammen mit Ray Wilson den Support übernahmen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007