CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Francesco Fareri - Secrets within
(72:27, Lion Music, 2007)
Francesco Fareris aus zwei Teilen bestehendes neues Album "Secrets within" ist ein enorm forsches, heftig rockendes Progressive Rock Album, das zwischen technischem Metal, speedmetallischer Klassik à la Yngwie Malmsteen und symphonischer Lyrik aufgeht. Der Italiener hat mit enormer Phantasie eine schier unendliche, in Gänze kaum zu erfassende Fülle an Ideen, rhythmischen und melodischen Brüchen eingespielt. Als Bandbegleitung waren Kyle Honea (b) und Lucrezio de Seta (dr) an dem Projekt beteiligt, das russische Keyboardgenie Vitalij Kuprij war als Gast dabei. Fast ständig jagen die Rosse im Galopp. Die Truppe stürmt voran und zelebriert dabei extrem flinke Fingerübungen. Gitarrensoli und bombastische Keyboardorgien wechseln sich in mörderischem Tempo ab, allein, die Gitarre hat deutlich die Überhand, wenn Synthesizer und Orgel sich auch nicht aus dem Sattel stoßen lassen. Zwischen den schnellen und mitreißenden Speed Prog Harmonien sind einige wenige kürzere Tracks als Verschnaufpause zu hören, in denen dann halt mal der Bass für extrem furiose Läufe und virtuoses Spiel sorgt. Rein technisch sind die Musiker absolute Meister ihres Faches, sie verstehen ihr Instrument im Schlaf und zeichnen sich durch stets außergewöhnlich versiertes, sehr schnelles und erheblich anspruchsvolles Spiel aus. "Secrets within" ist ein passender Titel für die Vielfalt der Energie. Teil 1 des über 72 Minuten langen Albums ist das neunteilige "Into the dark line", dem sich das sechsteilige "Out of the dark line" anschließt. Zwar haben einige Ideen auch schon mal etwas viel Harmoniekitsch, anderes ist in seiner schlichten melodischen Grundstruktur einfach überfüllt mit zu vielen grandiosen Ideen, aber das Gesamtkonzept ist überzeugend. Weder gibt es seidig-klebrige Sounds wie hier und dort im Prog Metal noch die üblichen Schmalzfallen. Der Harmoniereichtum der Haudrauf-Rocker ist enorm, aber nicht zu typisch, sondern hat Eigenart. Im Übrigen vermittelt diese Art Musik eine ungewollte Portion seltsamer Slapstick Comedy, die ultraschnelle Tonfolge an Tasten und Saiten in Begleitung des sich überschlagenden Schlagzeugspiels wirkt hier und dort comicartig. Dennoch, und vor allem, weil neben der exakten technischen Einspielung die Ideen wenig üblich und wahrhaft Herausforderung sind, kann dieses furiose Werk Genrefans nur unbedingt empfohlen werden. Nur nicht im Auto hören, das wird teuer!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2007