CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Electric Orange - Platte
(61:02, Sulatron Records, 2007)
Die 1992 von Dirk Jan Müller gegründeten Electric Orange verfolgten schon immer ihren ganz eigenen Weg. So heißt das aktuelle Album nicht von ungefähr "Platte", denn bisher war diese Scheibe ausschließlich auf Vinyl erhältlich. Jedoch ist die Minimalauflage bereits seit einiger Zeit vergriffen, wobei jetzt dafür eine mit zwei zusätzlichen, eher elektronisch geprägten Bonustracks versehene Neuauflage in digitalem Format vorliegt. Eine Erstveröffentlichung auf Vinyl wirkt zwar für die heutige Zeit eher anachronistisch, passt letztendlich jedoch konsequent zur Musik, denn Electric Orange bieten Klänge und Ideen aus einer ganz anderen Zeit. Tief wird hier in der Vergangenheit, sprich im Psychedelic und Krautrock der 70er, gegraben und sowohl vom Sound, als auch vom Kompositionsstil keine Schändung, sondern eine sorgsam gestaltete, aber dennoch eigenständige Wiederbelebung betrieben. Ob nun monotone Rhythmen im Stil von Can oder schwebende Tonkaskaden, der Fünfer beherrscht zweifelsohne sein Handwerk. Dass beim Mastering Eroc für den letzten Schliff sorgte, passt da ebenfalls perfekt ins Bild, denn die lang gedehnten Instrumentalnummern leben von den inhaltlichen Feinheiten, vom langsamen, stimmungsvollen Spannungsaufbau. Durch das Herauskitzeln der unterschiedlichen Nuancen verfügen sie somit noch über mehr Tiefe. Orgelakkorde werden genussvoll ausgebreitet, die Soloeinlagen sind eher subtil und in erster Linie der trippigen Atmosphäre untergeordnet. Nichts also für die Ex und Hopp Mentalität, sondern vielmehr mit langsamem Fallenlassen und tiefem Eintauchen liegt man auf der gleichen Rillenbreite wie diese "Platte".
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007