CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Aynsley Dunbar - Blue whale
(45:10, Warner, 1970)

Der 1946 in Liverpool, England, geborene Aynsley Dunbar ist einer der ganz großen Schlagzeuger in der Rockmusik. Er hat Blues, Jazz, Jazzrock, Rock und Progressive Rock getrommelt und war an der Einspielung von weit mehr als 125 Alben beteiligt. In den 1960ern spielte er mit The Mojos, John Mayall und Jeff Beck. Er lernte Frank Zappa kennen, als er bei Jeff Beck engagiert war und spielte ab 1970 in dessen Band die Alben "Chunga's revenge", "200 Motels" und "Fillmore East, June 1971" ein, später auch "Waka/Jawaka", "The Grand Wazoo" und "Apostrophe'" mit ein. 1973/74 war Aynsley Dunbar bei David Bowie für "Pin-Ups and Diamond Dogs". Viele Jazz-Rock-Fusion Projekte, Rock- und Popbands folgten, so etwa war Dunbar bei Journey, Sammy Hagar, Jefferson Starship, Whitesnake, Pat Travers, UFO, Michael Schenker, John Lee Hooker, Alvin Lee, Eric Burdon und vielen weiteren engagiert. Unter eigenem Namen kamen zwischen 1968 und 1970 5 Alben auf den Markt, deren letztes "Blue Whale" war. Die früheren Alben enthalten Bluesrock und Psychedelic, "Blue Whale" jedoch ist ganz auf Progressive Jazzrock eingeschworen. 5 lange Tracks füllen LP und jetzt CD. Die im März/April 1970 in den Marquee Studios London aufgezeichneten Songs wurden von Sänger Paul Williams komponiert; ein Song von Tony Colton ("The days I most remember") und die über 14 Minuten lange Coverversion von Zappas "Willie the Pimp" sind auf der Platte zu hören. Roger Sutton spielte die Lead-Gitarre und der spätere Zzebra und Riff Raff Chef Tommy Eyre (der etliche weitere Projekte startete) spielt Orgel, Keyboards und Piano. Die 5 Songs sind relativ rau und hart, haben viel Hall und - für heutige Verhältnisse - keinen umwerfenden Klang. Die Stücke haben noch nicht die Reife des Progressive Rock der folgenden Jahre, nimmt aber bereits einige typische Elemente voraus, die später die großen Bands der Szene berühmt machen sollten. "Willie the Pimp" ist die bekannteste Komposition; ansonsten gilt in allen Fällen: die langen, abgefahrenen und schrägen Improvisationen zwischen Heavy Rock, Progressive und Jazz sind, typisch früher Progressive Rock, nicht eingängig und sehr eigenwillig. Zudem haben der Hall und der etwas dumpfe Sound die Songs fest im Griff. Das Getrommel ist vom feinsten, die Bläsersätze schön scharf, Orgel und Keyboards solieren ebenso wie die Gitarre. Keines der Stücke ist ausgefallener als andere, wobei die langen Instrumentalorgien auf "Willie the Pimp" und "It's your turn" den besten Eindruck machen. Zappa Fans und Progressive Rock Freaks (der ersten Stunde) bekommen mit "Blue Whale" ein heftiges Album geboten, dass von einigem Interesse ist. So schwermetallisches Getrommel ist auch damals nicht üblich gewesen.

Volkmar Mantei



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