CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Contraluz - Ramos generales
(73:53, Privatpressung, 2003)

Die aus Argentinien stammende Band Contraluz war bereits in den späten 60er und frühen 70er Jahren aktiv. Mit dem Album "Americanos" legten die Südamerikaner im Jahr 1973 ein Album vor, von dem in den Weiten des Worldwide Webs zu lesen ist, dass es einen rohen Hardrocksound mit dominantem Flötenspiel in bester Jethro Tull-Tradition bietet. Nach dem Reunionalbum "El pasaje" im Jahr 2000 liegt mit "Ramos generales" das zweite Album nach der Wiederbelebung vor. Von dem eingangs beschriebenen rohen Rocksound früherer Tage ist rein gar nichts mehr zu vernehmen. Die Kompositionen präsentieren sich in melodischen Gefilden angesiedelt und bieten eine leichtfüßig- lebendige Version des modernen Symphonic Rocks. Ohne große Bombastelemente wird hier in beschwingter Manier eine Melange aus folkloristisch angehauchtem Rock und symphonisch-progressiven Spuren der Vergangenheit in ein manchmal doch allzu zuckersüßes Kleid gehüllt. Die sorgsam eingestreuten Flötenparts erinnern immer noch an die Verbundenheit mit Jethro Tull, während jubilierende Gitarrenparts auch mal an Pink Floyd erinnern. Retroelemente haben in dieser zeitgemäßen Auffassung der symphonischen Rockmusik kaum eine Existenzberechtigung. Wenn dies locker-flockig in die Tat umgesetzt wird, hat das Album der Argentinier in seiner beschwingten Unbekümmertheit durchaus seinen Reiz. In der Gänze gesehen klingen die Kompositionen aber doch zu gleichförmig und unauffällig. Der symphonisch dahin fließende Charakter hätte auf jeden Fall stärker herausgearbeitet werden müssen. Stattdessen schimmert immer wieder ein doch allzu schwammiger Popcharakter hervor. Auch der unauffällige spanische Gesang wirkt zu eintönig. So rutschen Contraluz trotz löblicher Ansätze immer wieder in die Niederungen eines kontrastarmen Symphonic Pop-Rocks ab. Auch ein gepflegt folkiger Unterton wie beispielsweise in "Aconcagua" mit romantischem Flötenspiel kann für kein Stimmungshoch sorgen. Es wäre begrüßenswert gewesen, wenn die Band sich mehr zu dem progressiven Element bekannt hätte. Letztendlich wird nichts mehr als ein phasenweise recht hübscher Light-Prog oder Progressive-Softrock geboten. Nichts Aufregendes. Eine Band wie Camel agiert auf dem Feld des entspannten Schönklangs in der Gegenwart doch reichlich überzeugender.

Horst Straske



© Progressive Newsletter 2007