CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Casual Silence - Lost in life
(60:54, Privatpressung, 2007)

Eine Band, die von drei Sängern(!) mit unterschiedlichen musikalischen Hintergründen aus der Taufe gehoben wird, gehört sicherlich nicht zu den ganz alltäglichen Geschichten im Musikbusiness. Mehr als 14 Jahre sind seitdem vergangen und Casual Silence mauserten sich in dieser Zeit von einer reinen Rockcoverband zu einer Sinfonic Band mit ausschließlich eigenem Material. Auch auf der Bühne konnte man bereits einiges an Erfahrung sammeln und stand u.a. als Support von namhaften Künstlern wie Tony MacAlpine, Kayak, Pain Of Salvation oder Saga auf den Brettern. Nach vierjähriger Albumspause liegt mit dem Konzeptwerk "Lost in life" der aktuelle Longplayer der Holländer vor, für das man als Gast u.a. Damian Wilson für einen Song gewinnen konnte. Als stilistische Merkmale werfen Casual Silence bei den acht Songs einen sinfonischen Grundansatz, sowie leichte Schlagseite in moderat härtere Rockgefilde, aber auch das Gespür für griffige Melodien in die Waagschale. Hinzu kommt ein Hang zu einer etwas theatralischen, pathetischen Note, der hin und wieder Rock Oper / Musical Flair aufkommen lässt. Doch trotz einiger härterer Riffs bleibt die Musik von Casual Silence meist von schönklanglicher Weichheit dominiert. Die Härte nimmt man den netten Jungs aus Holland einfach nicht so recht ab, in den schwelgerischen, verspielten Momenten scheinen sie sich wesentlich mehr zu Hause zu fühlen. Dass ein Sänger mit mehr Schmackes in der Stimme für einen zusätzlichen Schub sorgen kann, macht der Gastauftritt von Damian Wilson deutlich. Nicht dass die Gesangleistungen von Casual Silence schlecht wären, den Frontmännern fehlt vielmehr etwas mehr Rotzigkeit und Aggressivität in den Stimmbändern. Wer seinen Sinfonic / Neo Prog etwas moderner und mit leichtem Musical Einschlag mag, auf große Überraschungen nicht so großen Wert legt, der darf hier sicherlich mal ein Ohr riskieren. Eine alles in allem, solide Mannschaftsleistung von Casual Silence.

Kristian Selm



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