CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Robert Calvert - Captain Lockheed and the Starfighters
(57:26, Eclectic Discs, 1974)
Robert Calvert - Lucky Leif and the Longships
(48:09, Eclectic Discs, 1975)
Robert Calvert, der ehemalige Texter, Lyriker und Frontmann von Hawkwind, war seit frühester Jugend vom Fliegen besessen. Ursprünglich sollte sein erstes Solowerk "Captain Lockheed and the Starfighters" (ein Konzeptalbum über den Starfighter) auf die Bühne gebracht werden. Letztendlich endete dieses Projekt jedoch "nur" als Album, welches abwechselnd aus hörspielartigen Passagen - angereichert durch typischen schwarzen, englischen Humor - und Songs aus dem weiten Space Rock Universum besteht (u.a. der Klassiker "Right stuff"). Umschrieben als harter Rock, handelt es sich eigentlich mehr um eine Art "vermisstes" Hawkwind Album, denn die zum Großteil eingesetzten treibenden Rhythmen und energetischen Passagen setzen den hardrock-lastigen Stil von Alben wie "In search of space" (1971) oder "Space ritual" (1973) konsequent fort. Besonders durch die Sprechpassagen, aber auch durch eine gewisse stilistische Vielschichtigkeit (ein leichter Glam Rock Einschlag und mehr rockende Rotzigkeit), wirkt es doch als durchaus eigenständiges Album. Vor allem schienen die Beteiligten bei den Aufnahmen einen Riesenspaß zu haben. So sind neben damals aktuellen Kollegen von Hawkwind ebenso Brian Eno, Arthur Brown und Jim Capaldi mit von der Partie. Das ein Jahr später erschienene "Lucky Leif and the Longships" ist musikalisch wesentlich entfernter vom Space Rock Kosmos angesiedelt und generell mehr im Rockbereich mit humoriger, britischer Prägung verwurzelt. Es fehlen dabei aber auch keine kleinen ironischen Seitenhiebe zum Surf Rock, Country & Western oder Folk, wie auch Robert Calvert mit dem Reggae "Cricket Lovely Reggae!" (als Bonustrack enthalten) seiner Zeit komplett voraus war. Dafür verzichtete Calvert auf Drängen von Produzent Brian Eno dieses Mal auf reine Sprechpassagen, wodurch das Album doch einen wesentlich geschlosseneren Gesamteindruck hinterlässt. Dennoch hält sich die generelle Begeisterung bei diesem Album stark in Grenzen, denn dafür sind die Songideen zu geradlinig und bisweilen recht belanglos ausgefallen, trotz einiger guter Ansätze. Vielleicht auch ein Grund, warum das Album nach dem ursprünglichen Erscheinungsdatum fast komplett unbeachtet blieb. Ein Album für Komplettisten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007