CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Zero Hour - Specs of pictures burnt beyond
(43:12, Sensory, 2006)

Das (höllische, die armen Finger!) Bass-Intro erinnert zunächst zünftig an das Titelstück des großen Zweitlings der Band, "The Towers Of Avarice", und führt uns in ein Album hinein, das alsbald gemischte Gefühle über die Nostalgie hinaus erzeugt. Ohne Frage bietet auch das aktuelle Album mit dem Wichtigtuer-Titel virtuosen ProgMetal der anspruchsvollsten und am lautesten Anspruch verbreitenden Sorte. Aber der neue Sänger Chris Salinas (ex Power Of Omens, falls davon jmd. schon mal gehört haben sollte) scheint kein wirklich gutes Omen für die Bay Area-Band abzugeben. Auf ihn trifft leider zu, was Antonin Dvorak mal über das Cello gesagt hat ("oben näselts, unten brummts"). Der Mann verbreitet in den typischen ProgMetal-LaBrie-Heldentenor-Passagen leider exakt die Klangfarben eines greinenden Kindes. Und - weit davon entfernt, über einen ähnlich samtigen Tonumfang wie beispielsweise Joni Mitchell oder Daniel Gildenlöw gebieten zu können, versucht er auch häufig, ganz erheblich tiefer zu singen, als es seinem Organ oder unseren Ohren gut tut. Davon abgesehen ist SOPBB ein gutartiges, komplex aufgebautes Genrebeispiel (mit bombigem Artwork) der ProgPower USA-Veteranen, aber es fällt dem Rezensenten zugegeben ausgesprochen schwer, von dem Jammergesang abzusehen bzw. zu hören. Wird daher wohl noch am ehesten Power Metal-Freaks zusagen. Obwohl das Album denen wieder weitaus zu "chaotisch" vorkommen dürfte. Insgesamt schade um das ganze Talent.

Klaus Reckert



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