CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Daryl Stuermer - Rewired
(42:29, Unicorn Digital, 2006)

Es ist natürlich immer der Wunschtraum eines unabhängigen Labels, wenn man die Chance hat, einen einigermaßen namhaften Künstler unter Vertrag zu nehmen. Vor 10 Jahren starteten Unicorn als Vehikel um hauptsächlich die Musik der Band Mystery zu promoten, die übrigens für 2007 ihr neues Album angekündigt haben. Doch mittlerweile sind bei Unicorn diverse CDs aus den verschiedensten Progressive / Jazz übergreifenden Genres erschienen und als neuesten Coup vermeldete man nun die Verpflichtung von Daryl Stuermer, der sich vor allem als Live-Gitarrist bei Genesis und Phil Collins einen Namen machte und auch bei der Genesis Reunion Tour "Turn it on again" wieder mit von der Partie ist. "Rewired" enthält zwar kein neues Material, bietet jedoch einen Überblick über das Solomaterial des amerikanischen Gitarristen, das im Laufe der letzten Jahre entstand. Der schwungvolle, rein instrumentale Fusion / Rock des Saitenvirtuosen hat auf den ersten Blick nur sehr wenig mit der Musik zu tun, die er bei den Herren Collins und Konsorten spielen darf. Am ehesten fühlt man sich noch an eine moderate Ausgabe von Bands wie Brand X erinnert und einmal mehr wird einem bewusst, wie spielerisch unterfordert doch manche Musiker ihren Lebensunterhalt verdienen dürfen. Den Killerargumenten "hat man alles schon mal gehört" und "wenn nicht Daryl Stuermer draufstehen würde, würde es keinen interessieren" kann man zwar nicht widersprechen, doch auf der Habenseite gilt zu vermelden, dass die instrumentalen Titel zum Großteil wirklich recht locker und unauffällig virtuos eingespielt wurden. Unterfüttert von einem knackigen Rockgroove geht bisweilen richtig gut die Post ab, auch wenn Stuermer auf wirkliche Wagnisse verzichtet, einige Songs vom Aufbau doch recht ähnlich geraten sind und die Untermalung mitunter sehr ins Seichte, fast schon Banale abgleitet. Als Ergänzung der sonstigen Aktivitäten der Fulltimemitglieder bzw. nur im Livesektor tätigen Musiker aus dem Genesis Umfeld bietet "Rewired" auf jeden Fall einen keinesfalls überfordernden Blick in den massentauglichen Fusion / Rock Bereich amerikanischer Spielart. Und siehe da, bei Massentauglichkeit wären wir dann doch wieder bei einem Vergleich zur Musik von Phil Collins und Genesis. Aber an dieser Stelle soll ja schließlich nicht gelästert werden...

Kristian Selm



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