CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Seven Reizh - Samsâra
(73:10, Yaka, 2006)
Im Grunde kann ich für die Einleitung dieser Rezension auf den Bericht von Jürgen im PNL Nr.36 vom Juli 2001 verweisen, wo er die Debütscheibe "Strinkadenn Ys" des aus der Normandie stammenden Projektes vorgestellt hat. Denn dieses zweite optische und akustische Kunstwerk von Seven Reizh wurde wieder im Spirit of 66 der Weltöffentlichkeit zum ersten Mal auf dem ProgResiste Festival am 14.10.2006 vorgestellt. Es handelt sich auch wieder um ein ausgezeichnetes, in Buchform gestaltetes Album (Format 25 x 26 cm), das einem direkt den Hauch des Besonderen suggeriert. Für den hohen Preis von 30,- Euro bekommt man aber eine hervorragend entworfene CD-Umhüllung geboten, die von Künstler und Texter Gerard Le Dortz, einem der beiden Projektköpfe, designed wurde. Das 64-seitige Buch ist in bestem Druck und bester Verarbeitung mit vielen künstlerisch ansprechenden Motiven gefüllt. Zusätzlich sind die Liedtexte sowohl in Bretonisch, in Französisch als auch in Englisch abgedruckt. Leider ist die Geschichte, die auf jeder zweiten Doppelseite erzählt wird, nur in Französisch zu lesen. Hier würde ich mir zukünftig auch eine englische Übersetzung wünschen. Die CD selber ist nun musikalisch mit einem großen Querschnitt sinfonischer, folkorientierter Progmusik gefüllt. Das ganz Besondere an Seven Reizh sind allerdings der bretonische weibliche sowie der kabylische (aus Algerien stammende) männliche Gesang. Dies klingt sehr angenehm und herrlich exotisch in meinen Ohren, da Sängerin Doro.t mit ihrer elbenhaften bzw. elfenhaften Stimme in Ergänzung zu dem orientalischen Timbre von Sänger Farid Ait Siameur eine ansprechende Atmosphäre schafft. Hier wird nicht virtuos oder besonders außergewöhnlich gesungen, sondern halt richtig schööön. Der musikalische Kopf und Komponist dieses Projektes ist Claude Mignon, der auch die Keyboards bedient und Gitarre und Mandoline spielt. Neben den festen Hauptakteuren wie Sängerin, Sänger, Schlagzeuger, Bassist, Pianist und Flötist hört man noch über 20 weitere Gastmusiker. Dadurch werden einem auf Samsâra abwechslungsreiche Instrumentierungen geboten, die von orchestralen Klängen über orientalische Töne bis zu keltischen Lauten einen großen Klangkosmos abdecken. In diesem Zusammenhang kann ich als Vergleich folgende Bands aufführen, die mir beim Hören immer wieder mal in Erinnerung kommen: XII Alfonso, Pink Floyd, Alan Parsons, Mike Oldfield, Camel und Iona.. Bestimmte Stücke aus diesem Konzeptalbum zu erwähnen, scheint mir unangebracht, da die ganze CD wie aus einem Guss auf mich wirkt. Hier findet man auf 73 Minuten ein kompositorisch außergewöhnlich stimmiges Gesamtbild, welches von vielen unterschiedlichen Samples, Musikinstrumenten und Stimmungen getragen wird. So hört man zu Beginn, untermalt von ruhigen Tönen, die Stimme von Martin Luther King mit "I have a dream....". Später folgen, auch immer mal wiederkehrend, prägnant melodische Dudelsackklänge, die sich wiederum mit orientalischen Lauten abwechseln, um schließlich auch in rockende Gitarrenpassagen überzugehen. Das Gitarrenspiel kann auch schon mal an David Gilmour erinnern. Schließlich bleibt ein sinfonisch-progressives Grundkonzept die wesentliche, musikalische Eigenschaft dieser CD. Seit dem Kauf von Samsâra am 14.10.2006 hat der Silberling wohl neben der aktuellen Galahad CD die meisten Umdrehungen in meinen CD-Playern zurückgelegt. Auch Freunde und Bekannte, die sonst nicht unbedingt etwas mit Progmusik zu tun haben, erkundigten sich interessiert nach dieser außergewöhnlichen Musik. Von daher.........ihr solltet auf der Homepage www.seven-reizh.com in die Video- und Soundfiles reinhören und dann entscheiden, ob ihr für 36,- Euro inklusive Verpackungs- und Portkosten euch auch etwas Besonderes aus Frankreich schicken lassen wollt. Für mich ist "Samsâra" eine der schönsten musikalischen CD Erscheinungen des Jahres 2006 und deshalb gebe ich hier wegen der außergewöhnlichen Güte des gesamten Werkes die höchste Punktzahl.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2007