CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Quaker - Autocrítica
(54:29, Viajero Inmovil, 2005)

Versteh' einer den Nachwuchs! Quaker nutzen als Inspirationsquell die 90er Inkarnation von King Crimson. Ihre minimalistisch-nervösen, komplex-versteiften Instrumentalstücke tendieren gegen Ambient und Noise gleichermaßen, haben jedoch, typisch 90er Jahre Kids, keine Scheu, dem Ganzen hier und dort, zudem scheinbar völlig unmotiviert, einen banalen, mittendrin anfangenden und irgendwann wieder sinnlos endenden Technorhythmus unterzujubeln, elektronisch, laut, bestimmend. Dabei war ihre verzwirbelte und introvertierte Gitarrenarbeit doch von großem Gehalt! Es wird wieder, nachdem Quaker den Titeltrack beendet haben. Opener "Frühstück" ist ein intimes, KC-inspiriertes Ambientthema, ab der 3. Note, "Memorias de un pato de hule", geht es so inspiriert und ausdrucksstark auch weiter. Schlagzeug, Bass und zweite Gitarre basteln zwischen (seltenem) urplötzlich aufschießendem Lärm und viel vitaler Stille die vertrackt-entspannte Rhythmus- und Melodiearbeit, auf der Gitarre Nummer 1 mit Jazzläufen, Minimalexkursen und verinnerlichten Improvisationsmustern langsam und ausgedehnt spaziert. Das instrumental arbeitende Quartett liebt die Musik der letzten King Crimson Inkarnation wie die Stille, scheint aber auch Metal- und Hardcore-erfahren, zudem Techno-verseucht (siehe Track 2). "Autocrítica" ist ein etwas komisches, seltsames, befremdliches und zugleich interessantes neuzeitliches und "schräges" Album, das klingt, als läute es die Zeit ein, in der lediglich der Schatten des Progressive Rock noch Inspiration gibt, die, sozusagen, Post-Prog-Ära. Interessante Musik, aber!, welch grauenhafter Gedanke!

Volkmar Mantei



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