CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

No Rules - Where we belong
(52:19, Privatpressung, 2006)

Wohl dem, der solche Nachbarn hat. Über mehrere Monate werkelten Tommy Magnusson (Gitarre, Bass, Keyboards) und Martin Nilsson (Schlagzeug) an gemeinsamen Songs zusammen, als ganz überraschend Tommy's Nachbar Olaf Gustavsson vorbeikam, sich deren Taten anhörte und ganz kurz entschlossen als Sänger die Band No Rules vervollständigte. Der Bandnamen des Trios soll dabei den Anspruch widerspiegeln, sich keinerlei Regeln zu unterwerfen, die eigenen musikalischen Vorbilder werden u.a. mit Journey, Dream Theater, Genesis, Black Sabbath und Marillion sehr weitgefasst angegeben. Hört man sich durch das Material von "Where we belong", so fühlt man sich wie bei einer Zeitreise in die 80er, denn die Mischung aus flottem Neo Prog und sinfonischem Hard Rock scheint eindeutig aus einer anderen Dekade zu stammen. Die Band spielt ungeschliffen, schnörkellos und vielleicht eine Spur zu grobschlächtig, aber gerade dieser sehr direkte Ansatz verleiht der Musik und den relativ kurzen Songs auch eine gewisse, sehr stimmige 80s Atmosphäre. Frontmann Gustavsson schmettert mit prächtigem, leicht pathetischem Organ, wobei vor allem die dunklen, leicht wavigen Passagen bei ihm stimmlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passen. Doch was zu Beginn durchaus passend und auf seine Art gelungen wirkt, verliert im Laufe des Albums blöderweise an Qualität, wenn auf einmal zu einfache, stampfige Hau-Ruck Rhythmik und simple Akkordfolgen den Takt vorgeben. Außerdem meint der Frontmann, zuweilen einige recht hohe, für ihn aber komplett unpassende Tonlagen bemühen zu müssen. Zwar fangen sich No Rules wieder gegen Ende ihres Debüts, doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nach hoffnungsvollem Beginn doch wesentlich mehr drinnen gewesen wäre. So bleibt "Where we belong" alles in allem eine solide, ordentliche, wenn auch nicht herausragende Wahl, wobei der Scheibe einfach der letzte Biss bzw. Esprit fehlt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2007