CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Nexus - Perpetuum Karma
(62:22, Record Runner, 2007)

Sechs lange Jahre musste man auf ein neues Album von Nexus warten. Auch wenn die Argentinier nie über den Exotenstatus herauskamen, gehörten sie sicherlich zu den interessantesten Vertretern der Retro Prog Welle, was ihnen u.a. auch eine Einladung zum prestigeträchtigen Nearfest Festival in den USA einbrachte. Doch die Zeit ging nicht ganz spurlos an der Band vorbei, denn mittlerweile hat die stimmgewaltige und recht markant agierende Frontfrau Mariela Gonzalez die Band verlassen, so dass die Herren der Schöpfung nur noch als Quartett agieren. Den Gesang übernahm komplett Gitarrist Carlos Lucena, dessen eher verhaltenes, wiederum ausschließlich in Spanisch singendes Organ, jedoch nicht unbedingt der Musik einen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Deswegen konzentriert man sich glücklicherweise auch fast ausschließlich auf ausgiebige Instrumentalorgien, die sich weitgehend im Longsongformat bewegen. Denn eines hat der Vierer nämlich nicht verlernt: den ausgiebigen Gebrauch von analogen Keyboardsounds, gefühlvollen Gitarrensoli und die geschmackvolle Rückbesinnung auf die 70er. Vor allem Keyboarder Lalo Huber beschwört mit massivem Orgeleinsatz und gepflegtem Synthie-/Moogsound emersonsche Qualitäten hervor, während Carlos Lucena ein feines Händchen für die verträumt verspielten Klänge der Gitarre hat. Nexus gelingt es damit mühelos, wie bereits von den Vorgängeralben gewohnt, bestens die traditionelle sinfonisch-komplexe Retroschiene zu bedienen. Dabei wechseln sie geschickt zwischen temporeichen und elegischen Parts, sorgen immer wieder samtweiche Harmonien und ausladender Bombast für den richtigen "Wohlfühlfaktor". Damit liefert "Perpetuum Karma" einmal mehr den Beweis, dass man bei gewisser Offenheit jenseits der englischen Sprache, einiges an qualitativ hochwertiger Musik entdecken kann.

Kristian Selm



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