CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Fonderia - re>>enter
(73:31, BTF, 2006)

Mit "re>>enter" liegt das zweite Album der italienischen Formation Fonderia vor, das einen ambientartigen Fusion-Sound offeriert. Aus einem jazzrockigen Grundfundament heraus versteht es die Band, verschiedene Versatzstücke aus den Bereichen des groovend-synthetischen Ambientsounds, fetzigen Funks und auch dezente World Music-Elemente einfließen zu lassen. Das hieraus entstehende Klanggebräu ist darauf bedacht, stets nach neuen Ufern zu suchen, ohne dabei die Verbundenheit mit einer organischen Jazzrockästhetik aus den Augen zu verlieren. Der Opener "re-enter" wird bereits von einem funkig-groovenden Bass dominiert, der sich mit schwirrenden Gitarreneinsätzen und einer gezielt unterkühlt dargebotenen Elektronik präsentiert. Anmutige Bläsereinsätze setzen geschickt einen wohlig-entspannten Gegenpol. Zwischenzeitlich darf auch mal ein Moog für einen klitzekleinen Retroanflug sorgen. Auch im nachfolgenden "Fili kudi" stehen perlende E-Pianoeinschübe für den rückwärtsgerichteten Tastenklang der Italiener, wogegen glasklar dargebotene Bläsereinsätze wiederum die relaxt-jazzrockige Ausrichtung untermauern. Die Band verliert sich bei aller hörbaren Freude für einen abwechslungsreichen Fusionsound aber kaum in überzogenen Improvisationen. Die Männer vom Apennin sind stets auf einen knackigen und mitreißenden Groove bedacht, der trotz dezenter Ansätze von überdrehter Extravaganz immer wieder gekonnt für eine organische und stimmungsvolle Jazzrockästhetik sorgt. Hierzu gehört auch eine leicht weltmusikalische Komponente, die feinfühlig und wohl dosiert in Form einer afrikanisch anmutenden Percussion zum Vorschein kommt. Im Titel "Grandi novità" übernimmt die Trompete zusammen mit perlenden Klaviereinsätzen in verträumter Anmut die Melodieführung. Die Bläsereinsätze veredeln diese Nummer würdevoll mit wunderschönen Melodiebögen. Fonderia umhüllen einen jazzrockigen Groove, der bisweilen an Kraan erinnert, geschickt mit allerlei stimmungsvollen Elementen. Im finalen "Trastevere" wird dann noch einmal ganz auf einen Ethnorhythmus, eine zartgliedrig-hypnotische Elektronik und filigranen Jazzrock gesetzt. Die schwirrenden "Perlenklänge" der deutschen Popol Vuh können hier ansatzweise als weiterer Vergleich herangezogen werden. Die hier gebotene stilistische Mixtur kann wirklich überzeugen.

Horst Straske



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