CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Reinhard Fissler - Der Kampf um den Südpol
(79:40, Choice of Music, 2006)

Der Sänger der Stern Combo Meissen schrieb (DDR)-Rockgeschichte. Ohne seine Stimme sind Klassiker des Artrocks ostdeutscher Prägung, wie "Weisses Gold" oder "Der Kampf um den Südpol", nicht denkbar. Diese Porträt-CD gibt einen gelungenen Überblick über das Schaffen Fisslers. Neben Werken der Stern Combo wurde auf Projekte wie FWH und Fissler-Gang eingegangen, und selbst sein Mitwirken bei Aufnahmen für Kinder fand Berücksichtigung. Die musikalische Bandbreite reicht demnach auch vom Prog über hörbaren Deutschrock bis zu NDW-Anklängen. Um uns vor dieser Verirrung zu schützen, war wohl die Mauer nicht hoch genug, zur Mitte der 80ger Jahre waren auch in der DDR bei den meisten Bands / Musikern mehr oder weniger derartige Klänge zu hören. Trotzdem ist der Song "Klassenclown" von FWH ein anhörbares Stück Musik mit anspruchsvollem Text. Obwohl die für eine CD zur Verfügung stehende Zeit voll ausgenutzt wurde, musste einiges unter den Tisch fallen. So fand Reinhards Mitwirken bei Reggae Play nur im Cover-Text Erwähnung, vom Beatles-Programm ist nichts zu hören und seine eigentlichen Solo-Aufnahmen fanden kaum Berücksichtigung (bis auf das etwas holprige "Verlang es nicht" von 1979). Als Einstieg in die musikalische Welt Reinhard Fisslers und der Stern Combo ist diese Porträt-CD aber trotzdem gut geeignet. An den Fan und Sammler der Stern Combo wurde glücklicherweise auch gedacht. Von den Titeln "Der Kampf um den Südpol", "Mütter gehen fort ohne Laut", "Licht in das Dunkel" und "Wenn ich träume" werden hier die Rundfunkversionen angeboten (die Alben von 1976, veröffentlicht 1996, und 1977 enthalten Live-Mitschnitte). "Hat der Tag sein Werk vollbracht" (Rundfunkaufnahme von 1978) und "Das Bild" waren bisher auch nur auf Beat-Kisten-Samplern erhältlich. Mit diesem Material kann man sich schon fast eine eigene Stern Combo Meissen-LP zusammenstellen. Die kleinen Fehler bei den Credits und dem Text übergehe ich jetzt mal. Das Artwork soll wahrscheinlich ein DDR-Feeling erzeugen.

Andreas Schütze



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