CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Eye To Eye - One in every crowd
(66:15, Musea, 2006)
Es ist natürlich etwas langweilig, immer wieder die gleiche Leier zu wiederholen und somit einen Euro ins virtuelle Phrasenschwein zu werfen, aber Musea haben in den letzten Jahren einiges von ihrem guten Ruf der Vergangenheit eingebüsst, wie auch die Qualität der bei ihnen unter Vertrag stehenden Bands ebenfalls einiges an Niveau verloren hat. Vorbei scheinen die Zeiten, als noch interessante Re-Issues aus den 70ern bei den Franzosen erschienen bzw. damals neue Bands wie Ritual, Now oder Quidam für Aufsehen sorgten. Mittlerweile haben auf den unterschiedlichsten Sektoren Labels wie z.B. InsideOut, Metal Mind, Unicorn Records, Progress Records oder Eclectic Discs das Sagen, nur noch selten können die französischen Kollegen mit ihren Produktionen nachhaltig Eindruck schinden. Leider verhält es sich auch so mit den französischen Newcomern Eye To Eye, die aus der Band ADN hervorgingen. "One in every crowd" ist ein ordentliches Album mit einem guten Mix aus Retro und modernem Neo Prog, einem gehörigen Schuss Dynamik, Aktualität und Härte, doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass man das alles in leicht veränderter Form woanders schon mal gehört hat und auch die Qualität durchaus nach oben noch einige Steigerungen vertragen könnte. Vielleicht hat die Band aber auch einfach das Pech, dass mittlerweile jede Menge gleichwertige bzw. bessere "Konkurrenten" am Start sind. Denn so viel machen Eye To Eye eigentlich nicht falsch: sie bauen auf ausladende Songideen, die elegischen Soloparts an Keyboards und Gitarre bieten genügend Abwechslung, man sorgt für inhaltliche Spannung mit ruhigen und energischen Parts, und selbst der französische Einschlag ist nicht zu vernehmen, da sowohl der Gesang in englisch gehalten ist, als auch kompositorisch eher britisch-amerikanischer Einschlag dominiert. Dennoch erweckt "One in every crowd" mitunter den Eindruck eines ambitionierten Demos, dem noch der letzte Feinschliff fehlt. Trotzdem sollte "One in every crowd" zumindest all denjenigen zum Antesten empfohlen werden, die ihren Prog melodisch, sinfonisch und harmonisch komplex mögen, aber auch auf einen gewissen härteren Rockeinschlag nicht verzichten möchten. Letztendlich kann ich jedoch nur orakeln, dass es Eye To Eye verdammt schwer haben werden, aus dem Gros der Veröffentlichungen der letzten Monate herauszustechen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007