CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
A Chinese Firedrill - Circles
(45:57, Privatpressung, 2006)
Seit Anfang der 80er ist der derzeitige Fates Warning Bassist Joey Vera bereits im Metalbereich aktiv. Mit Engagements am Tieftöner bzw. als Knöpfchendreher für Bands wie z.B Armored Saint, Anthrax oder Tribe After Tribe festigte er seinen Ruf als gefragter Musiker und Produzent. Doch schlägt in ihm nicht nur ein metallisches Herz, zu seinen frühen Heroen zählen eben auch Künstler wie Pink Floyd, Peter Gabriel, Queen oder Rush. Und gerade aus dieser stilistischen Verbindung bezieht "Circles", welches unter dem Projektnamen A Chinese Firedrill aufgenommen wurde, seine musikalische Kraft. Joey Vera spielte auf diesem Album, bis auf das Schlagzeug, nicht nur alle Instrumente selbst ein, er fungierte natürlich ebenfalls als eigener Produzent, aber auch als experimentierfreudiger Soundtüftler und vor allem sehr gewiefter Arrangeur. Erstaunlicherweise spielt sein Stamminstrument nur eine sehr untergeordnete, fast stiefmütterliche Rolle, vielmehr stehen besonders die Gitarre, aber auch sphärische Klangflächen und Loops im Vordergrund. "Circles" ist soundtechnisch somit vor allem in modernen Gefilden angesiedelt, auch wenn die Produktion nicht ganz die Power und Tiefe hat, die man erwarten dürfte. Das Album erinnert von seiner ausladenden Stimmung und vom Ansatz her eher an Projekte wie O.S.I. (bei denen er auch auf dem letzten Album den Bass zupfte), Porcupine Tree oder eine moderate Version von Devin Townsend. Die griffigen, mitunter durchaus leicht sperrigen Melodien werden mal von bombastischen, mal von fragilen Sounds getragen, richtige heftige Riffgewitter, der vielleicht des Öfteren nötige Tritt in den Hintern, sind eher die Seltenheit. Während Joey Vera als Sänger eine solide, eher unauffällige Rolle einnimmt, überzeugt er vor allem als Gitarrist. Ob nun kernige Akkorde oder elegische Soli, seine Wandlungsfähigkeit ist ein großer Pluspunkt dieses Albums. Zudem erweist sich besonders der Ansatz, ein für die heutige Zeit relativ kurzes Album aufzunehmen, als richtige Entscheidung. Die ursprüngliche Absicht, den Hörer nicht übersättigen zu wollen, geht auf, denn die etwas mehr als 45 Minuten sind mit guten bis prächtigen Ideen gefüllt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007