CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Yesterdays - Holdfènykert (Moonlit garden)
(54:29, Rockszerviz, 2006)
Hier geht's nun um die erste richtige CD Veröffentlichung der achtköpfigen, ungarisch-rumänischen Formation, die letztes Jahr auf der Progfarm in Bakkeveen / Holland das Festival eröffnen durfte. Der insgesamt positive Gesamteindruck der Live-Performance wird auf dieser CD komplett bestätigt. Allerdings kommt der Silberling der im Jahre 1998 gegründeten Band insgesamt sehr ruhig und entspannt rüber, so dass der sinfonische Prog auf CD noch stärker durch Folktöne gekennzeichnet ist. Wesentlich geprägt ist die Musik durch den gefühlvollen, weiblichen Gesang der Leadsängerin Kinga Jánosi und von Backgroundsängerin Timea Fülöp sowie den häufigen, weiblichen Flötentönen von Ernese Kozma Kis. Hierdurch dürften die Progfans der alten Quidam und Camel oder der holländischen Band Flamborough Head mit großer Wahrscheinlichkeit Spaß an dieser Musik finden. Zusätzlich ertönen oftmals Mellotronklänge und feine Keyboardpassagen von Zsolt Enyedi verbunden mit häufigen Anteilen sauber gespielter, akustischer Gitarre ihres Masterminds Ákos Bogáti-Bokor, so dass auch alte Genesis und Yes Fans auf ihre Kosten kommen können. Bereichert wird dieses folk-sinfonische Grundgerüst mit vielen perkussiven Klängen und gekonntem Bass- und Schlagzeugspiel, so dass vordergründig keine Schwächen erkennbar sind. Die insgesamt 10 Titel zwischen zwei und zwölf Minuten Länge beinhalten drei Instrumentalnummern sowie zwei in Englisch und fünf in Ungarisch gesungene Stücke. Vor allem bei den in Englisch gesungen Liedern fällt mir auch eine Wesensverwandtschaft zu der Musik der norwegischen 70-er Jahre Prog-Fusion Formation Ruphus auf. Der Gesang, auch phasenweise gekonnt mehrstimmig intoniert, gefällt mir schon ganz gut. Doch die in Englisch gesungenen Texte erzeugen in meinem Gehör mehr Freude, da nur mit geringem Akzent gesungen wird und die ungarischen Laute doch etwas unmelodisch für mich klingen. Der schönste und abwechslungsreichste Song ist der Longtrack "Seven", der in seinen 12 Minuten mit Rhythmuswechseln und fröhlichen Klängen am stärksten Erinnerungen an die gute, alte Musik von Yes aufkommen lässt. Insgesamt ein wirklich feines Scheibchen, wobei ich mir demnächst doch etwas mehr härtere oder rockende Töne, möglichst komplett in englischsprachigen Gesang versehen, wünschen würde. Auf jeden Fall steckt in dieser Band aus dem Osten EU - Europas Zukunftspotential.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2007