CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Der Trieb - Live
(64:50, Der Trieb Records, 2006)

"Wir sind der Trieb und wir sind etwas zickig". Mit diesen Worten stellen sich die aus der Nähe von Stuttgart kommenden Der Trieb auf ihrem schlicht betitelten Album "Live" vor. Im Rahmen einer CD Präsentation zusammen mit einer Mal-Performance wurde das Album Ende November in Waiblingen offiziell unter die Leute gebracht. Die einleitenden Worte sind nicht falsch gewählt, denn nachdem die beiden Opener "I don't wanna cry" und "Mama" im 70er Jahre Rock bzw. Country(!) angesiedelt sind, folgt nach kurzem Avantgarde Intro eine freie Interpretation des Magma Frühwerkes "Kobaia". Die stilistischen Wechsel wirken natürlich sehr belebend, sind aber auch gleichzeitig der Pferdefuss bei der Musik von Der Trieb. Zwischen Country und Zeuhl liegen nun mal musikalische Welten, und selbst bei entsprechender Offenheit sind inhaltliche Brüche unvermeidlich, eventuell aber auch genauso gewollt. Natürlich spricht es auch für Experimentierfreudigkeit des Quintetts, da sie sich nicht auf eine bestimmte Linie festlegen lassen. In den eigenen Worten umschreiben sie dies mit "ungeschminkt, improvisationsfreudig...auch mit Garagenmentalitätssongs". So ist der Rest des Albums ebenfalls ein Ritt quer durch das ganze Rockspektrum und seinen angrenzenden Spielarten von World Music, Jazz Rock bis hin zu "normalem" Rock. Vor allem in den ausschweifenden Passagen, wie generell in der zweiten Hälfte des Albums, wenn sich die Band mehr Zeit für die Songentwicklung lässt und besonders Flöte und Saxophon mehr Raum bekommen, entstehen dabei einige sehr spannende, geniale Momente, die Lust auf mehr machen. Gerade aufgrund dieser gewollten Unbestimmtheit umspannt "Live" eine inhaltliche Breite von gerade losrockenden Rhythmen bis hin zu sehr freien, offenen Passagen, was je nach der eigenen Begeisterungsfähigkeit für die eine oder andere Ausrichtung in Wohlgefallen oder Missfallen endet. Doch soll die Beurteilung des zum Teil nach den passenden Worten ringenden Kritikers nicht so unkommentiert im Raum stehen blieben. Denn zum einen merkt man Der Trieb eindeutig an, dass sie sich vor allem auf der Bühne wohl fühlen und mit Spielfreude beeindrucken und zum anderen bietet einmal mehr die bandeigene Homepage genügend Beispiele für die eigene Meinungsbildung.

Kristian Selm



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