CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Seid - Creatures of the underworld
(48:58, Sulatron Records, 2006)

Seid oder Nicht Seid, das ist hier die Frage! Seit ihrem 2002er Album "Among the monsters flowers again" legten Seid nicht nur einige Vinyl Singles hinterher, sondern mit ihrem aktuellen Album "Creatures of the underworld" sind sie wieder mal ganz tief in den 70ern angekommen. Doch hat die Trondheimer Band dieses Mal eine gehörige Portion Progressive und HardRock aus der Retroschublade zu ihren psychedelischen Klängen beigemischt, was dem Album nochmals einen zusätzlichen Kick verleiht. Die authentische Zeitreise exhumiert jedoch nicht nur gelungen die Klänge der Vergangenheit, folkloristische Einflüsse aus Orient und Okzident verleihen dieser Produktion einen ganz eigenen, klanglichen Anstrich. Doch trotz Mellotron und Farfisa Orgel schielt dieser ganz eigene Mix nicht nur auf bekannte Strickmuster der 70er, sondern Indie Rock sorgt durchaus für aktuellere Strömungen. Nichtsdestotrotz heißt die grundlegende Richtung frei nach Jethro Tull: Living in the past. Mit düsterer Grundstimmung und mystischen Elementen bekommen die neun Titel des aktuellen Longplayers zudem einen leicht gespenstischen Touch verpasst. Vor allem aus der Schnittmenge Psychedelic / Progressive Rock entsteht eine Mixtur, die anarchischen Charme mit instrumentaler Verspieltheit verbindet. So wandert man mal mit Kirmesmusik über einen schrägen Jahrmarkt, ächzt die Orgel durch schweres Unterholz im Hard Rock Sumpf, sprudelt ständig der psychotische Urquell der wabernden Töne aus Tasten und Saiten. Die "Kreaturen aus der Unterwelt" sind noch lange nicht tot, sondern feiern fröhlich ihre x-te Auferstehung. Seid dabei, vor allem da damit das neue Label Sulatron Records einen prächtigen Einstand feiert!

Kristian Selm



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