CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Prymary - The tragedy of innocence
(62:46, ProgRock Records, 2006)
Zwei Jahre äußerst intensive und aufwändige Arbeit steckten Prymary in "The tragedy of innocence", welches sich thematisch mit dem heiklen Thema Kindesmissbrauch und den Auswirkungen auf das spätere Erwachsenenleben beschäftigt. So düster das Thema, so dunkel auch die Texte und zum Teil die dazugehörige Musik. Der atmosphärische, aber dennoch sehr auf Melodien fixierte Prog Metal der Band aus Süd-Kalifornien bedient sich bei der ganzen Palette, die dieses Genre zu bieten hat. Das Spektrum reicht von brutalen Riffs, inneren Brüchen und Dynamikwechseln bis hin zu euphorischen, melodischen Gefühlsausbrüchen. Was neben dem tiefgründigen Thema "The tragedy of innocence" zu einer wirklich guten Scheibe macht, sind in erster Linie die Songschreiberqualitäten von Prymary, die eine ausgewogene Balance aus ergreifenden Melodien und bisweilen recht komplexen Instrumentalparts abliefern. Wahrscheinlich zahlt sich aber auch der Aufwand aus, den man in diese Produktion steckte. Wie jede interessante Band aus dem Prog Metal Bereich, die nicht durch technische Kabinettstückchen von ihren Songqualitäten ablenken muss, wirken Prymary wesentlich authentischer und überzeugender, was ihnen ebenfalls einige weitere Sympathiepunkte einbringt. Zwar neigen die Jungs von der amerikanischen Westküste hin und wieder gerne zu einer Prise zu viel Pathos und groß angelegter Emotionalität, doch alles noch in einem Maße, dass es beim Anhören noch Spaß macht und nicht zu dick aufgetragen daherkommt. Insgesamt bevorzugen Prymary mehr die Ausdrucksformen und den Weg, den z.B. Pain Of Salvation einschlagen, wenn auch in wesentlich komplexer Ausführung, statt als weiterer, zweit- oder drittklassiger Dream Theater Klone ein tristes Schattendasein zu fristen. Und dass die Band ebenfalls auf der Bühne zu überzeugen weiß, deuteten sie bereits bei ihrem ersten europäischen Auftritt letztes Jahr auf dem Headway Festival in Holland an. Bands wie Prymary führen den Prog Metal weg von der reinen Technikschlacht und machen dem Genre wieder Mut, dass es eben auch anders funktionieren kann und man den Zuhörer mit anderen Qualitäten überzeugt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006