CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Art Of Burning Water - The voyage of the Pessimistic Philosoph: An Ode to Believers of the Prevailing Law of Sod
(27:02, Super Fi Records, 2006)
10 Songs, 27 Minuten. Ultrakomplexer Mathrock. Die Komprimierung tonalen Liedgutes auf rhythmisch vertrackter Basis. Das beginnen Art Of Burning Water mit dem einminütigen, zerfließend epischen Violinmotiv "Murder the Skies of England". Da hat sich ein ganz feines, ultrahart agierendes Genre etabliert, dem Bands wie Dysrhythmia, Behold...The Arctopus, The Dillinger Escape Plan, Foe, Mastodon, Oxbow, Melt Banana und einige Weitere den Weg bereitet haben. Es geht um schwerste Heftigkeit, massige Lautstärke, krachende Vitalität, extreme Komplexität - in schmalste Stücke zusammengefügt, deren Sangeskünstler die Vocals mit angestrengtem Stimmband schreiend herauspresst. Bis auf das erste harmonische Stück sind alle Songs Hardcore-harte Rhythmusbrecher, die diversen Themen Raum geben. Dennoch ist der Songaufbau, betrachtet man den Lärm mit konzentrierter Innigkeit, logisch und in sich schlüssig. Die harmonischen Experimente sind nicht besonders abstrakt, vielleicht bis auf die Kunst des Gesangs und die abgefahrenen Rhythmuseskapaden. Gitarre und Bass haben schwer zu tun, die Fülle an Notenmaterial zu intonieren - und dabei stets die rhythmische Betonung zu artikulieren - jedoch sind sie dabei nicht wesentlich ausgeflippt und verrückt bei der Sache. Der letzte Song, lange 8 Minuten am Stück, hat was von frühen Melvins; Schwermetal der fett-düsteren Sorte, mit Geflüster, Geräuschen - und einer interessant eigenwilligen Struktur, ein echtes Monster, wild und leidenschaftlich. Die Jungs mögen eigentlich schöngeistige harmonische Musik, wollen jedoch nicht auf den Mordskrach verzichten. So lang der Titel des Albums, so kurz die Gesamtzahl der Minuten. Da kann man an einem Abend bestimmt 8 Teile von hören. Bands und CDs gibt es im wachsenden Genre immer mehr, Freude für Krachliebhaber. Die beiden Sänger Geith Al-Robei (g) und Jason Carty (b) und eigentlich auch Michael Francis McKenna (dr) kann John Zorn sich für eine Neuauflage seiner Speedmetal-Freejazz-Attacken einladen, die Stimmen und das instrumentale Spiel sind wohl ausgebildet.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2006