CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Henning Pauly - Babysteps
(75:37, ProgRock Records, 2006)

Neben den vielen Projekten, mit denen Henning Pauly sich in letzter Zeit beschäftigte (u.a. Frameshift, Chain, diverse Soloalben), nahm seit langem "Babysteps" einen Sonderstatus ein. Die Arbeiten an diesem Konzeptwerk über den Leidensweg des ehemaligen Profi-Sportlers Nick zogen sich über mehrere Jahre hin. Um dieses Projekt doch noch zu einem gütlichen Ende zu bringen, wurden letztendlich einige Ideen zusammengestrichen und somit aus dem ehemals geplanten Doppelalbum eine randvolle Einzel CD. Die Liste der beteiligten Gastmusiker kann dabei mit einigen bekannten Namen aufwarten, denn als Sänger sind u.a. Jody Ashworth (Trans Siberian Orchestra), James LaBrie (Dream Theater) und Michael Sadler (Saga) mit von der Partie. Die Musik auf "Babysteps" steht in der Tradition einer rockmusikalischen Aufbereitung, wurde aber auch von Bands wie Trans Siberian Orchestra (fast schon logisch, dass deswegen Jody Ashworth den Hauptgesangspart übernimmt) und Savatage beeinflusst, ist somit als mehr im sinfonischen, dennoch rifforientierten Hard Rock bzw. Prog Metal verwurzelt. So steht auch nicht die Instrumentalarbeit, die Henning Pauly bis auf wenige Soloauftritte (u.a. Ian Crichton und Jim Gilmour, beide von Saga) komplett alleine(!) übernimmt, im Vordergrund, sondern vielmehr bekommen vor allem die diversen Sänger genügend Raum zur Entfaltung und Interpretation ihrer Rollen. Lediglich die über das gesamte Album verstreuten Instrumentals "Café Part 1-5" sorgen für mehr spielerischen Freiraum, dienen zum Teil für atmosphärische Überleitungen bzw. hier wird auch bei Tempo und Komplexität mehr auf die Tube gedrückt. Neben genügend Powerchords und gesunder Grundhärte, findet sich dennoch auch jede Menge Platz für balladeske Momente, bekommen besonders Pianoläufe anstelle von ausufernden Keyboardparts mehr Platz eingeräumt. Generell wurde von der Grunddevise ein organischer Sound angestrebt, wobei Pauly auch als Schlagzeuger eine durchaus beachtliche Leistung abliefert. Zwar passen die Stimmlagen der einzelnen Sänger nicht immer hundertprozentig in den ihnen vorgegebenen Rahmen, andererseits machen ja auch gerade die stimmliche Vielfalt und die daraus resultierenden Variationsmöglichkeiten bei solch einem Album den Reiz aus. Doch überzeugt vor allem die melancholische Stimmungstiefe, die sich gerade nach mehrmaligem Anhören erschließt. Dieses Album bietet wieder einmal den gewohnt hohen Henning Pauly Qualitätsstandard, den man bereits von seinen anderen Soloscheiben und diversen Projekten kennt - alles in allem also ein hörenswertes Rockmusical der härteren Gangart.

Kristian Selm



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