CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Oneida - Happy New Year
(44:12, Rough Trade, 2006)
Der Blick in andere, angrenzende Genres offenbart doch immer wieder Interessantes für die Ohren. Seit 10 Jahren existieren die aus Brooklyn NY kommenden Oneida, die nicht nur ständig auf Tour sind, sondern es den Kritikern mit ihrer Einordnung im Laufe ihrer Karriere nicht immer so ganz einfach machten. Zwar könnte man sie ganz einfach in die Indie / Post Rock Schiene stecken, doch zwirbeln sie ebenfalls sehr gekonnt Psychedelic Rock und vor allem jede Menge Krautrock in ihre Songs ein. Gerade die Songs auf "Happy New Year" erinnern mit den monotonen Rhythmen und diversen elektronischen, hypernervösen Spielereien an Can, wie man sich aber ebenso von Elektronikpionieren wie Kraftwerk oder der hypnotischen Kraft von Amon Düül II inspirieren ließ. Bisweilen wirkt das Material auf "Happy New Year" entrückt und bizarr, nicht unbedingt "happy", wie einem dies der Albumtitel weismachen möchte. Es fiepen die Elektronen, die Gitarre kracht und dazu tickert stoisch die Rhythmusmaschinerie. Schon irgendwie erstaunlich, was heute wieder hip ist. Es spricht für das eigenwillige Gedankengut des Trios, dass zwischendurch auch mal einige Folknummern abgezogen werden. Jedoch sind Harmonien und Arrangements ebenfalls so ungewöhnlich, dass dies sehr passend ins Gesamtbild dieses Albums der Marke "aus alt mach neu" im aktuellen Minimalismus-Look passt. Dennoch ist hier nicht alles unkonventionell und sperrig, selbst liebliche Melodien finden sich in einem Song wie "Reckoning", der dafür mit viel Echo im Gesang fast schon sphärisch anmutet. Die hypnotische Note, die wie ein roter Faden das Album durchzieht, macht "Happy New Year" zu einem lohnenswerten Trip in den rockmusikalischen Underground.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006