CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Oaksenham - Conquest of the Pacific
(56:03, Privatpressung, 2006)
Oaksenham, das klingt wie ein amerikanisches Dorf, dessen Einwohner ehemals aus Bayern auswanderten oder viel einfacher: wie eine hörenswerte Progband aus Armenien! Bereits vor drei Jahren befand sich eine Kritik von ihnen in diesem Heft und schon damals fielen sie mit einer recht ungewöhnlichen Instrumentierung, wie auch eigenwilligen Stilistik auf. In das aufwändig instrumentierte, suitenartig gestaltete Konzeptwerk "Conquest of the Pacific" steckte man knapp drei Jahre sehr intensive Arbeit, bis der Traum für die Band nun endlich Realität wurde. Das Hauptaugenmerk und auch der Großteil der Arbeit lagen dabei auf der harmonischen Verbindung von Klassik und Rock-Instrumentarium. Denn neben dem rein instrumental agierenden Sextett in der Besetzung Bass, Keyboards, Flöte, Violine, Gitarre, Schlagzeug, haben ebenfalls diverse Gastmusiker u.a. an Harfe, Oboe, Englisch Horn und Fagott ihre Auftritte. Die grundsätzliche Tendenz kann sicherlich dem Progressive Rock zugeordnet werden, doch Oaksenham fügen eine ganz eigene, frische Note hinzu. Neben dem deutlichen Klassikeinfluss finden sich auch Folkelemente, komplexe Rhythmen, kernige Riffs und jazzangehauchte Harmonien wieder. Vergleiche zu finden fällt schwer, denn Oaksenham passen keineswegs in die sonst üblichen Schemen und Schubladen und gerade darin liegt natürlich der Reiz ihrer Musik. Sicherlich: das polyphone Spiel mit Klassik und Prog, aus Mittelalter und komplexer Rockmusik, einer daraus resultierenden gewissen Ernsthaftigkeit, kennt man von Bands wie Gentle Giant und Gryphon oder auch Camel's "The snow goose". Aber die armenische Band hat sich nochmals eine ganz eigene Nische geschaffen. Einerseits liefern Oaksenham eben nicht nur einen weiteren Aufguss von Althergebrachtem, anderseits findet man in ihrer Musik jedoch genügend erkennbare Anker fürs Ohr, dass sich der Exotenbonus mehr auf die Herkunft der Band, denn ausschließlich auf die Musik bezieht. Wer ein Faible für Klassik Rock in seiner wortwörtlichen Bedeutung hat, sollte dieser Band schleunigst sein Ohr leihen. Derzeit sind Oaksenham auf der Suche nach einem entsprechenden Label, um ihre wirklich hörenswerte und detailverliebte Musik besser vermarkten zu können.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006