CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Nebelnest - ZePTO
(46:12, Cuneiform, 2006)
Ihr energetischer Auftritt auf dem diesjährigen Freakshow Festival noch gut im Gedächtnis verhaftet, bietet das dritte Studiowerk der Franzosen die konsequente Fortsetzung einer Reise durch die düsteren Irrungen und Wirrungen des Bewusstseins. Mächtige Bassriffs, ausladende Tastenkaskaden, sowie ein Schlagzeuger, der sich ständig einen Wolf trommelt, dies sind die prägnantesten Markenzeichen, die sich als roter Faden durch "ZePTO" ziehen. Vervollständigt wird das Trio durch diverse Gitarristen, der einzigen Position, die in den letzten Jahren einem ständigen Wechsel unterworfen war. Doch dies hält die Band nicht davon ab, wie aus einem Guss zu klingen, und nicht umsonst werden gerne als Vergleichsmomente Bands wie King Crimson, Present oder Magma angeführt. Fast ständige inhaltliche Wechsel halten die Spannung auf diesem Album aufrecht, bedrohlich und düster werden die Töne ausgewalzt und auf den Hörer zugeschleudert. Es knarzt und kracht, selten klingen die Instrumente nur so, wie man es von ihnen im Allgemeinen gewohnt ist. Schwer zwischen endzeitlichen Klängen und deutlichen Magma Versatzstücken pendelnd, sind die rein instrumentalen Songs von roher, unbändiger Energie und gewollten Brüchen getrieben. Doch mitunter sorgen Mellotronteppiche und E-Piano für eine Abkehr von rein heftiger Interpretation, während man jedoch den Space Rock Elementen der Vergangenheit leider völlig den Rücken zugekehrt hat. Mehr noch als auf der Bühne setzen Nebelnest auf "ZePTO" hier auf Schwerverdauliches. Dies reicht fast bis hin zu avantgardistischen Klangexperimenten, die aber glücklicherweise nur einen recht kleinen Teil des Albums einnehmen. Doch vielleicht wirkt durch diese Kontraste dieses Album noch packender, mitreißender, aber natürlich auch fordernder. Heftiger Stoff - aber richtig gut!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006