CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Areknamés - Love hate round trip
(78:07, Black Widow, 2006)

Michele Epifani hat ein Faible für analoges Equipment. Statt auf digitale Reproduktion greift er lieber auf die "Originale", sprich Orgel, Mellotron, Synthesizer, sowie Piano zurück. Da erstaunt es natürlich wenig, dass er und seine Mannen in der rockmusikalischen Mottenkiste zu Hause sind. Areknamés liefern mit ihrem zweiten Werk "Love hate round trip" ein waschechtes Retroalbum ab, das sich fernab jeglicher Entwicklung der letzten 30-35 Jahre einfach auf die Blütezeit von Progressive Rock und Hard Rock besinnt. Die italienische Heimat wird dabei komplett außen vor gelassen. Nichts also zu hören von einer mediterranen Note, vielmehr geht es hier dunkel und düster in die Katakomben der Finsternis des britischen Königreichs, wie man dies ebenfalls von anderen Produktionen aus dem Hause Black Widow kennt. Und in diesen Verliesen fernab vom Tageslicht gibt sich das Quartett leidenschaftlich und ohne Kalkül auf den berechenbaren Erfolg der Musik der Vergangenheit hin. In diesem Falle erkennt man vor allem Parallelen zu VdGG, wie auch eine Coverversion von Gnidrolog's "Snails" die Richtung weist. Bei Betrachtung der Albumlänge werden sicherlich einige in erwartungsfrohe Jubelarien ausbrechen, bei kritischer Beurteilung hätten es dennoch einige Minuten weniger getan. Trotz Anlehnung an die Spielzeit eines Vinyldoppelalbums wäre hier sprichwörtlich in gewisser Weise weniger mehr gewesen. Nichtsdestotrotz sind die Längen verzeihbar, denn entlohnt wird man als Hörer mit einem feinen Spektakel, sowie jeder Menge ausufernder Instrumentalteile. So kratzt und knarzt es, sorgt das Tastenarsenal ein ums andere Mal für wohlige Schauer. Dynamikwechsel und geschickter Spannungsaufbau liefern die besondere Note, machen aus Areknamés keine simple Retortenband der Vergangenheit, sondern lassen eigenen Einfluss deutlich durchscheinen. Immer wieder bieten sorgsam eingebettete Ecken und Kanten überraschende Wendungen. Neben schrägen und sperrigen Momenten findet sich jedoch genauso herrlich schillernder Retro Prog vom Allerfeinsten und über all dem thront die volle Bedienung an analogen Tastenklängen. Mit zwei Gastauftritten des Trompeters Luigi Belfatto wird das Instrumentarium zudem gekonnt erweitert. "Love hate round trip": ein mehr als überzeugender Trip in die Vergangenheit.

Kristian Selm



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