CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Mindflow - Mind over body
(79:57, Unlock Your Mind Productions, 2006)
Die Produktion strahlt nicht nur auf den ersten Blick puren Luxus aus. Die Jungs von Mindflow gehören sicher nicht zur von Sozialhilfe unterhaltenen Gruppe der erfolglosen Menschheit. "Mind over body" ist eine Eigenproduktion, die anspruchvollste und teuerste, die ich jemals gesehen habe. Das zweifach aufklappbare Digipack steckt in einer Extra-Papphülle, hat ein exzellentes Design und zwei (!) dicke Booklets. Booklet Nummer 1, hat ein fabelhaftes Layout, bietet Texte, technische Daten und Thank Yous. In Booklet Nr. 2 sind die Lyrics des Songs "Follow your instinct" als Comic zu finden; Idee und Zeichnung: Rick Troula. Auf der 79:57 Minuten langen CD sind neun Tracks zu hören. Gleich Opener "Crossing enemy's line" ist über 12 Minuten lang. Mindflow stehen für Progressive Metal, schon die Vorgängeralben "Just the two of us... me and them" und "Words of wisdom" waren anspruchsvolle, aufwändige Werke - alle drei CDs sind stark von Dream Theater beeinflusst, das ist in Gesang, Riffs, den großen Harmonien und Melodien, komplexem Songaufbau sowie der epischen Ausarbeitung der Themen schnell nachzuvollziehen. Mindflow zeigen sich als inspirierte Band, die allerlei technische Komplexarbeit leichthändig zu spielen weiß, so ist im instrumentalen Aufbau des Openers eine verzwickte Rhythmusforcierung zu hören, die das schwere Format überraschend interessant macht. Lange Instrumentalpassagen sind nicht das Thema von Mindflow, Soli zwängen sich zwischen die umfangreichen Gesangsmarathons, die von Sänger Danilo Herbert mit voller Kehle und kraftvoller Lunge intoniert werden. Der Lehrer ist herauszuhören, wenn Herbert auch eigenen Ansatz hat, so wird die Gesangschule von LaBrie doch deutlich. "Thousand miles from you", "Just water, You navigate" und "A gift to you" sind leichte Balladen, in denen der Einfluss Dream Theaters überdeutlich ist. Die technischen Mätzchen sind ins songdienliche Format gut eingebaut, so klingen wilde und hin und wieder sehr harte Passagen im Wechsel mit den leichteren Vokalparts ansprechend; tiefergestimmte Gitarren, dezente Grunzansätze und dunkle Stimmung sind eine willkommene Steigerung der Hörlust. Die Keyboards imitieren schon mal Violinen, im letzten Track "Hide and seek" kommt so ein leichter Eindruck von Devil Doll auf, der sich jedoch mit dem Gesang bald wieder verliert. Mit dem 15-minütigen "Follow your instinct" sind 4 Longtracks auf der CD enthalten, auf dass Prog Metal Süchtige sich auf ein besonders schönes und umfangreiches Teil freuen können, das am Terminus "Klon" just haarscharf vorbeigeschrammt ist.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2006