CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Marble Sheep - Raise the dead
(64:03, Fünfundvierzig, 2006)

Roh, ungestüm, rücksichtslos und sehr, sehr laut. Marble Sheep nehmen keine Gefangenen - das ist purer Rock'n'Roll! Wer auf der Suche nach gutem Sound, filigraner Technik oder ausgetüftelten Arrangements ist, kann gleich zur nächsten Kritik springen. Wer weiter liest, erfährt mehr über die ungezügelte Kraft auf dem aktuellen Livealbum einer der wohl derzeit angesagtesten japanischen Psychedelic Bands. Hier krachen und jaulen die Gitarren, der Gesang geht fast völlig unverständlich im Soundmatsch unter, generell heißt die Devise: kompromisslos immer Vollgas! Mitgeschnitten auf ihrer Europatour in Würzburg, Bern und Berlin in diesem Frühjahr, liefert "Raise the dead" den fast schon spürbaren Beweis der völlig überdrehten Performance aus Fernost ab. Nur kurz wird zwischendurch mal innegehalten, bewegen sich die Instrumentalteile in ausschweifende, hypnotische Gefilde. Doch nach kurzer Verschnaufpause geht es meist mit allerhöchster Lautstärke und voller Energie schon weiter in die nächste Brachialnummer. Auch wenn die Soundqualität nicht optimal ist, die Musik sich zuweilen nahe am Rande der Körperverletzung bewegt, so macht es doch unheimlich Spaß, sich dieser Soundlawine aus einem gefährlichen Mix aus Hard / Space / Psychedelic Rock entgegenzustellen und tiefer einzutauchen. Der Name des Albums ist keineswegs zu großspurig gewählt. Mit dieser Musik lassen sich definitiv Tote aufwecken - It's only Rock and Roll, but I like it!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006