CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Klangwelt - XOIO
(76:23, Spheric Music, 2006)
Neulich trudelten mal wieder ein paar Schulze-Wiederveröffentlichungen bei mir ein. Manche kannte ich bereits von Vinyl, andere wiederum waren für mich Neuland. So legte ich eine mir bis dahin unbekannte Schulze-CD in den Discman und ließ mich überraschen. Nach wenigen Minuten dachte ich mir, das ist ja mal ein erfrischendes Werk, gutes Rhythmusgebilde, sogar Mellotronchöre werden wieder ausgepackt - also eine feine Sache, auch wenn es nicht zwingend nach Schulze klang. Als ich nach etwas mehr als 10 Minuten dann doch erste Zweifel bekam und feststellte, dass ich mich bereits bei Titel 2 befand, obwohl der Opener laut Booklet weit über 20 Minuten Spielzeit hatte, vergewisserte ich mich. In der Tat, es war Klaus Schulze, was ich eingelegt hatte. Problem dabei war nur, dass bereits eine andere CD vorher drin lag, und dann ist es logischerweise egal, ob ich Schulze oder Rammstein oder Andre Rieu drauflege, ich höre das, was bereits drin war. So blöd muss man erst mal sein! Na ja, so weit zumThema "Senil aktiv". Es geht also jetzt nicht um Schulze, sondern das mittlerweile dritte Album von Klangwelt alias Gerald Arend, das ich in dem Moment hörte. Und dies gefiel mir auf Anhieb so gut, dass ich Schulze erst mal beiseite legte. Wie bereits der Vorgänger kann mich auch XOIO absolut überzeugen. Natürlich gibt es Momente, die mal an TD, Jarre oder auch Vangelis denken lassen, aber - und da wiederhole ich mich - Arend hat definitiv seinen eigenen Stil entwickelt. Und der ist unter anderem durch glasklaren Sound, sehr detailverliebte Arrangements, interessante Klangcollagen und hervorragende Rhythmusarbeit gekennzeichnet. Und vor allem vergisst er darüber nicht, feine Melodien einzubringen, und genau dies macht das Gelingen dieser Mischung aus. Ob treibende perkussionsbetonte Nummern mit verspielten Klangcollagen, leichten World Music Einflüssen oder ruhige Titel mit perlenden Synthis, E-Piano oder Mellotronsamples, stets kommt dies ausgesprochen erfrischend rüber. Und um seinem Pseudonym auch gerecht zu werden, lässt Arend gerade bezüglich der Soundeffekte seiner Fantasie freien Lauf, was zu einem Abwechslungsreichtum führt, der dem Album definitiv gut tut. Mir persönlich haben es natürlich die sehr effizient eingebrachten Mellotronchöre angetan, wie beispielsweise auf meinem persönlichen Favoriten "River (for Alina)". Erfrischend einfallsreich und positiv - weiter so! Ein weiteres Highlight im Programm von Lambert Ringlages Spheric Music Label.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2006