CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Karfagen -Continum
(41:29, Unicorn Digital, 2006)

Unicorn begrüßt als weiteres Mitglied der mittlerweile recht internationalen Familie die ukrainische Band Karfagen in ihren Reihen. Karfagen, was in der Übersetzung nichts anderes als Karthago bedeutet, sind bereits seit 1997 am Start. Mastermind der Band ist Keyboarder Antony Kalugin, der z.B. zwischen 2003-2005 an rund 40 Alben im mehr kommerziellen Bereich in der Ukraine und Russland beteiligt war und somit nebenbei genug Geld verdiente, um sich seinem eigenen Projekt widmen zu können. Die hauptsächlich instrumentalen Kompositionen werden zwar logischerweise von den Keyboards dominiert, doch neben virtuosen und bombastischen Tastenläufen lässt der Tastenmann auch seinen vier Begleitern etwas Freiraum und diese verkommen somit nicht alleine als reine Hintergrundstatisten. So gibt es neben den zu erwartenden, mannigfaltigen Keyboardeskapaden auch immer wieder einige Soloparts für die Gitarre, mal elegisch, mal heavy, wie sich auch diverse folkloristische und klassische Elemente angenehm einschleichen. Der Grundtenor des Albums ist von wohligen Harmonien, majestätischen Arrangements, aber auch sanften Zwischentönen geprägt. Was dem Album leider jedoch fehlt, sind richtige Ecken und Kanten, das Wagnis auch mal etwas mehr Komplexität und Aggressivität einzubringen. Im zweiten Teil des Albums wird zwar von dieser Vorgehensweise etwas mehr Gebrauch gemacht, doch meist geht die Musik bereits beim ersten Anhören gut ins Ohr, läuft aber hin und wieder Gefahr, ins Belanglose abzugleiten. Meist kriegen jedoch Kalugin und seine Mannen gerade so noch die Kurve, um nicht in der nach unten offenen Wakeman-Klimperskala völlig abzurutschen. Ohne Zweifel sind die 10 Tracks auf "Continum" schön, nett, detailverliebt komponiert, wer auf den richtigen Biss verzichten kann und seine Vorliebe im Keyboardsektor hat, wird hier sicherlich einige schöne Momente zu Gehör bekommen.

Kristian Selm



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