CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Iluzjon - City Zen
(47:45, Privatpressung, 2005)

Erst kürzlich kamen die Newcomer Iluzjon bei Mystic Productions unter, einem der größeren Label in ihrer polnischen Heimat. Der kommerzielle Erfolg scheint (fast) vorgezeichnet, denn auf ihrem Debüt "City Zen" setzen sie nicht nur auf die englische Sprache - früher undenkbar, heutzutage fast schon Standard bei unseren östlichen Nachbarn - sondern ihr hochmelodischer Mix aus weichem, modernen, aber keineswegs belanglosen Neo Prog und radiotauglichem Rock / Pop, sowie gitarrenlastigem New Artrock, geht bereits beim ersten Anhören ins Ohr. Zwar betrachten sich Iluzjon selbst als Progressive Rock Band, was sich vor allem in den teils längeren Kompositionen und den geschickt eingewobenen Schnörkeln niederschlägt, doch sicherlich können sie teilweise eine wesentlich breitere Hörerschaft ansprechen. So setzt das Trio aus Warschau nicht nur auf ausgiebige Soloparts, vielmehr bestimmen Atmosphäre und griffige Ideen den Sound. Zwar schimmert vor allem in den Gitarrenparts die neo-progressive Verwandtschaft durch, insgesamt sind die Herangehensweise und das allgemeine Klangbild jedoch wesentlich mehr in aktuelleren Gefilden angesiedelt. Was Iluzjon dennoch nicht nur als loses Abziehbild und konturlose Band erscheinen lässt, offenbart vor allem der zweite Teil des Albums. Setzt man zu Beginn auf einen hohen Melodieanteil, folgen später mehr klangliche Variationen, wirken auch die Arrangements offener, hin und wieder härter und keineswegs mehr sofort eingängig. Gerade aus diesen zwei Welten schöpft die Band ihre Kraft, zeigt sich einmal mehr, dass in Polen momentan wieder einige gute Bands im Kommen sind. Man darf also gespannt sein, was Iluzjon mit ihrem vorhandenen Potenzial noch in der Zukunft anstellen werden. An die Klasse von z.B. Riverside reichen sie noch nicht heran, ein mehr als hoffnungsvoller Start ist aber auf jeden Fall gelungen.

Kristian Selm



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