CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Grobschnitt - The international story
(79:12 + 79:12, Revisited Records, 2006)

Nachdem von Eroc in den letzten Jahren die Historie von Grobschnitt mit unzähligen Doppelalben in geradezu rühriger Weise sehr weitreichend dokumentiert und aufbereitet wurde, wagt er sich jetzt zusammen mit Revisited Records daran, den Blick außerhalb des deutschen Sprachraums zu richten. Zwar war ein Großteil der Texte von Grobschnitt in Englisch gehalten, doch abgesehen von einigen Auftritten im angrenzenden Ausland, war das Phänomen dieser Kulttruppe vor allem auf Deutschland beschränkt. Die eigentliche Magie entzündete die Band jedoch nicht im Studio, sondern gerade auf den Brettern, die die Welt bedeuten, erarbeitete man sich den noch heute legendären Ruf. Deswegen verwundert es auch nicht, dass "The international story" vor allem auf die unbestreitbaren Livequalitäten von Grobschnitt setzt. Verständlicherweise musste auf den skurrilen Humor aufgrund der entsprechenden Sprachbarriere gänzlich verzichtet werden. Damit geht zwar ein nicht unerheblicher Aspekt dieses ganz eigenen Mikrokosmos verloren, doch die nicht unwesentliche, alleinige Kraft der Musik kann natürlich ebenfalls vollständig überzeugen. Dieses bis auf die letzte Sekunde voll gestopfte Doppelalbum vereint die besten Momente der Eroc'schen Archivaufarbeitung der letzten Jahre, ist so etwas wie eine Art "Best of" von Grobschnitt. Logischerweise fielen natürlich auch einige Titel der begrenzten Spielzeit zum Opfer, doch mit einer 53-minütigen Version von "Solar music" (1977 in Berlin), einem großen Block aus "Rockpommel's Land", sowie repräsentativen Ausschnitten aus allen Alben zwischen den Jahren 1973-1981 bekommt man wirklich einen recht guten Überblick über das Schaffenswerk der Band aus Hagen. Als kleiner Anreiz für die Hardcore Grobschnitt Fans ist mit einer instrumentalen Version von "Magic train" auch ein Song vertreten, der bisher in dieser Form noch nicht erhältlich war. Für wen macht dieses Album nun Sinn? Gerade als Einstieg in die musikalische Welt von Grobschnitt ist dieser Doppelpack bestens geeignet, da hier in konzentrierter Form ein großer Teil der Essenz der grobschnittigen Geschichte vorliegt. Suchtgefahr nicht ausgeschlossen! Bleibt daneben natürlich ebenfalls die Hoffnung, dass man vielleicht auch im Ausland mit einigen Jahrzehnten Verspätung etwas mehr Aufmerksamkeit erreicht.

Kristian Selm



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