CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
GPS - Window to the soul
(64:18, InsideOut, 2006)
Der Neubeginn von Asia in Originalbesetzung war fast zeitgleich der Startschuss für GPS. Während sich nämlich Geoff Downes mit seinen ehemaligen Mitstreitern Palmer, Wetton und Howe wieder zusammentat, blieben die somit kurzerhand vor die Tür gesetzten ex-Asia, the 2nd Generation, Mitglieder einfach beisammen und hoben mit Spock's Beard Keyboarder Ryo Okumoto das neue Bandprojekt GPS aus der Taufe. Und so bestimmt nun vor allem der seit 1992 ehemals mit Geoff Downes zusammenarbeitende John Payne das Geschehen bei der englisch-amerikanischen Co-Produktion. Doch handelt es sich keineswegs um ein reines Soloprojekt bzw. einen laschen Abklatsch seiner ehemaligen Band, denn GPS verfügen durchaus über ein eigenes Profil. Die musikalische Überraschung ist dabei zuerst einmal nicht besonders groß, dass man sich ziemlich nahe dem Melodic Rock Sound von Asia anlehnt. Man verharrt also weiterhin in jenen stilistischen Bereichen, in denen das Duo Downes / Payne diese Band in die letzten Jahren gesteuert hatte. Doch tut man GPS wirklich Unrecht, sie nur als reine Fortsetzung von Asia zu sehen. Klar wird hier vor allem das Publikum bedient, das über die 80er hinaus Asia die Treue schwur, doch sind GPS um einige Nuancen verspielter, aber auch härter und variationsreicher ausgerichtet. Man hat fast den Eindruck, dass es einer Befreiung gleichkommt, dass die vier nun ohne den Ballast der Vergangenheit agieren können. Denn wo früher ein Song einfach zu Ende war bzw. ausgeblendet wurde, folgen auf einmal richtig interessante Soloparts, bei denen besonders Ryo Okumoto einiges aus seinen Tasten herausholt, aber auch Gitarrist Guthrie Govan richtig erfrischend auflebt. Natürlich hat sich hier nicht alles gewandelt. Immer noch ist der Melodieanteil ausgesprochen hoch, ist mit GPS vor allem eine gut geölte Rockmaschinerie aus dem Melodic Rock Sektor am Start. Doch nicht nur die Keyboards klingen zwingender, die Gitarren bisweilen etwas dreckiger, irgendwie hört man der Musik auch den Spaß an, den die Musiker beim Einspielen dieses Albums hatten. So ist "Window to the soul" vor allem einfach gut gemachter Melodic Rock, der zu allererst gut ins Ohr geht, aber dennoch einige interessante Schnörkel und vor allem etliche gute Soloparts hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006