CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Akacia - This fading time
(50:47, Musea, 2006)
Mit "This fading time" legen die Amerikaner Akacia bereits ihr drittes Album vor, das sich im retrosymphonischen Rockbereich mit einem relaxt-jazzrockigen Unterton bewegt. In ihren religiös inspirierten Songs haben die US-Musiker mit einem Neuzugang in Person von Keyboarderin Trish Lee breitflächig angelegte Soundflächen gestaltet, die von getragenen Melodien erfüllt sind. Bereits im weihevoll vorgetragenen Opener "Mystery" wird ein effektvoller Spannungsaufbau geboten, indem die Gitarre filigrane Tupfer in beschwingt jazzrockiger Manier setzt und hierbei von wohl dosierten Tasteneinsätzen gebührend unterstützt wird. Trotz der allgegenwärtigen Spiritualität wirkt die musikalische Umsetzung zu keinem Zeitpunkt überfrachtet oder gar penetrant missionarisch. Es herrscht vielmehr eine ohne großen Pomp auskommende Mixtur aus entspannter Zurückhaltung und behutsam aufgebauter Euphorie vor. Gitarrist Mike Tenenbaum fühlt sich der Tradition von solch Saitenvirtuosen wie Steve Howe und John McLaughlin verpflichtet, steuert aber zum gegebenen Zeitpunkt auch rockige Riffs bei. Die Tasten setzen trotz aller Zurückhaltung ihre retrosymphonischen Akzente. Wie es bei vielen US-Bands der Fall ist, legen auch Akacia viel Wert auf griffige Gesangslinien, welche von Eric Naylor überzeugend dargeboten werden. Die präzise Rhythmussektion um Bassist Steve Stortz und Schlagzeuger Doug Meadows darf natürlich auch nicht unterschlagen werden und sorgt neben einer leicht vertrackten Rhythmik auch für den notwendigen Drive. Der Sound von Akacia vermag seine ganzen Stärken auszuspielen, wenn wie im Titel "In the air" aus relaxt-vertrackten Klängen plötzlich eine rockige Wucht herausbricht, um dann aber wieder von einem beschwörend-improvisationsfreudigen Sound abgelöst zu werden. Sehr effektvoll treten auch mal psychedelische Tasteneinsätze in verschlungener Manier aus dem Hintergrund hervor. Leider wirkt manche Gesangseinlage doch zu sehr auf amerikanische (AOR-) Hörgewohnheiten kalkuliert. "Weatherman" glänzt bei aller amerikanischen Kompaktheit mit sehr stimmungsvollen Mellotronsounds und wirkt auch hier authentisch und aufrichtig.
Horst Straske
© Progressive Newsletter 2006