CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Robert Fripp - Exposure
(45:28 + 57:34, Discipline Global Mobile, 2006)

"Exposure" ist zwar ein durch und durch untypisches Album, aber trägt typische Züge der ausgehenden 70er und beginnenden 80er. Die großen Heroen des alten Heavy Progressive Rock wollten partout aus den Klischees ausbrechen. Robert Fripp gar hatte sich vom Musikbusiness verabschiedet, ließ sich aber wieder überreden, weiterzumachen. Die ersten Arbeiten nach King Crimson klangen nach Avantgarde, Elektronik und New Wave. Fripp spielte mit etlichen bekannten alten und frischen jungen Musikern zusammen. Auf "Exposure" sind neben Peter Gabriel, Phil Collins, Brian Eno, Narada Michael Walden, Tony Levin, Peter Hammill (mit genialem, extrem hartem Gesang!) und ein paar weiteren Altbekannten unter anderem Debbie Harry, Terry Roche und Daryl Hall dabei. "Exposure" ist ein Spagat aus Avantgarde (den damals noch ganz frisch "erfundenen" Frippertronics), zeitgeistigem Pop, Jazzrock und Prog-Resten, melancholischen Balladen und esoterischen, ambienten Sounds. Besonders gut gefallen mir das wahrhaft atemberaubende Instrumental "Breathless" und das in der originalen Version von Peter Hammill außergewöhnlich gut gesungene "Disengage" (die 1983er Version mit Daryl Hall auf CD2 klingt im Vergleich dazu fade und langweilig - wie überhaupt die Songs auf der 1. CD insgesamt kräftiger und härter sind als der im 80er Geist gemachte poppigere Remix). Die Platte ist ca. 45 Minuten lang, hat 17 Tracks, ganz deutlich ist zu spüren, dass lange Songs keine Zukunft haben sollten und das die alten Progrocker keine unnahbaren Ewiggestrigen waren, sondern fähig waren, in der Zukunft mit dem Nachwuchs extravagante Popmusik zu spielen. Robert Fripp hat in der Folge etliche Alben eingespielt, die stilistisch aus allen Rudern laufen und eklektisch viele Stile verbinden. "Exposure" ist nun digital remastert und mit Extra-CD, auf der die 1983 überarbeitete und remixte, 1986 veröffentlichte Version samt 5 Bonustracks enthalten ist. Die Musik enthält immer noch viel Avantgarde, Prog und Jazzrock, dass das Album nicht nur Fripp-Fans und Crimson-Hartgesottenen zu empfehlen ist, sondern auch denen, die extravagante, schräge Musik lieben. Tipp!

Volkmar Mantei



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