CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Julie Driscoll - 1969
(38:32, Eclectic Discs, 1969)
Julie Driscoll verdiente sich ihre erste Meriten Mitte / Ende der 60er als Sängerin von Brian Auger's Trinity, doch vor allem mit ihrer stimmgewaltigen Interpretation des Bob Dylan Titels "This wheel's on fire" gelang ihr der große Durchbruch. Doch wurde dieser Erfolg gleichzeitig zur Belastung, denn auf ihrem ersten Soloalbum "1969" ging sie musikalisch doch ganz andere Wege. Dass sie inzwischen mit Keith Tippett verheiratet ist, ist zwar eine ganz andere Geschichte, doch dass die beiden im Vorfeld dieser Scheibe zum ersten Mal aufeinander trafen und eine kongeniale Verbindung eingingen, weist schon ungefähr die Richtung, in die sich "1969" bewegt. So findet man auf diesem Album jede Menge namhafte und erstklassige Musiker, allen voran diverse Mitglieder von Soft Machine (u.a. Elton Dean, Nick Evans, Karl Jenkins, Marc Charig). Zwar ist durchaus ein leicht jazziger Grundtenor zu vernehmen, doch merkt man dem Album ebenfalls die Singer / Songwriter, sowie Folk Tradition an, die gerade Ende der 60er ihren Höhepunkt feierte. Die Arrangements sind zurückhaltend, fast schon intim gehalten und komplett auf die Stimme von Julie Driscoll zugeschnitten. Doch feine Details, wie Bläsereinsätze, einige wenige rockige Ausflüge, daneben das gekonnte Wandern zwischen Folk und leichtfüßigem Jazz und natürlich der wache Zeitgeist, der dieses Album umgibt, machen "1969" zu einer schönen Reise in die Vergangenheit. Die Wiederveröffentlichung von Eclectic Discs verzichtet zwar komplett auf Bonustracks, doch ausführliche Linernotes, die zum Teil durch ein aktuelles Interview mit Julie ergänzt wurden, runden diesen musikalischen Rückblick perfekt ab.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006