CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Conveniens - Conveniens
(42:34, Convenience Records, 1984)

In seligen Vinylzeiten und ohne die Hilfe des Internets war es für unabhängige Künstler nicht gerade einfach, unkonventionelle Musik unter die Leute zu bringen bzw. sie überhaupt veröffentlichen zu können. Das instrumentale Schlagzeug / Keyboards Duo Conveniens stellte sich Mitte der 80er dieser Herausforderung und veröffentlichte 1984 ihr titelloses, rein instrumentales Debüt. Die Kritiker schienen verwirrt: "Bewegt sich irgendwo zwischen den Randbereichen von Jazz und Rock, geht aber doch in eine ganz andere Richtung" und auch die heutige digitale Veröffentlichung macht das Beurteilen dieser CD nicht gerade einfacher. Trotz der anscheinenden instrumentalen Beschränkung holt Keyboarder Sterling Smith sehr viel aus seinem vielfältigen Tastenarsenal heraus, wie auch Schlagzeuger John Maz sich den buchstäblichen Wolf trommelt. So reicht das Spektrum von flirrenden Synthieklängen mit deutlichem 80s Touch, jazzigen Pianoläufen bis hin zu abstrakten Orgeltönen mit der dementsprechenden percussiven Untermalung. Die Musik wandelt irgendwo zwischen Improvisation, avantgardistischen Klängen und strukturierten Kompositionen. Die Arrangements kümmern sich nicht um irgendwelche Erwartungen oder Stilbeschränkungen, hier wird einfach ohne Vorbehalte drauf losmusiziert. Das Endresultat klingt dann mal so, als ob Keith Emerson seinen abgedrehten Tag hatte, am Synthie einfach alle Knöpfe ausprobiert werden mussten oder einfach der Jazz Rock neu elektrifiziert wurde. Kein Album für den täglichen Hausbedarf, aber da es über CD Baby vertrieben wird, sind auch einige Songausschnitte für den persönlichen Höreindruck verfügbar. Kurz und gut auf den Punkt gebracht: gewöhnungsbedürftig und sehr eigenartig!

Kristian Selm



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