CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Circulus - Clocks are like people
(42:11, Rise Above Records, 2006)
So unterschiedlich können doch die Wahrnehmungen bzw. Hörgewohnheiten sein. In einer Review aus dem Herzhaft & Heftig Sektor wurden Circulus als "nicht gerade leichtverdauliche Kost" angepriesen, die eigene Einschätzung betrachtet das Album eher als "leichtfüßigen Folk / Prog Snack für zwischendurch". Logischerweise sieht sich die britische Band natürlich nochmals ganz anders, nämlich "als Reise in die mittelalterliche Zukunft". Wie im Booklet und auf dem Cover sichtbar, steckt sich die siebenköpfige Band in mittelalterliche Kostüme und greift auf eine interessante Mischung aus akustischem und elektrischem Instrumentarium zurück. Neben Üblichem, wie Gitarre, Schlagzeug und jeder Menge analoge Keyboardsounds (vor allem Moog), bekommt man deshalb Flöte, Krummhorn und Bongo zu hören, entsteht ein überaus vielschichtiges und kurzweiliges Klanggeflecht. Durch das ganze Album weht zudem der wache Hippie Zeitgeist. Mehrstimmige Gesangsharmonien, ein Wechsel zwischen den weiblichen und männlichen Stimmen und vor allem eine lockere, verträumte Stimmungr durchziehen die Songs. Die Folk und Progeinflüsse halten sich in etwa die Waage, mit kleiner Schlagseite hin zum Folk. Dabei setzen Circulus vor allem auf kompakte Songstrukturen, die unangestrengt, mitunter auch etwas zu unaufgeregt aus den Startlöchern kommen. Nichtsdestotrotz ist dieses Album sicherlich eine Empfehlung wert, für die hörtechnischen Grenzgänger zwischen Mittelalter Folk und sinfonischem Prog der relaxten Sorte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006