CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
chimpan A - chimpan A
(59:22, F2 Records, 2006)
Im Internet informierte ich mich schon im Sommer nach einem Magenta Konzert in Holland über das neue Projekt von Rob Reed: Chimpan A. Daher wusste ich, was auf mich zukam, als ich gefragt wurde, ob ich die Rezension dieser CD übernehmen wollte. Bevor ich auf die einzelnen Songs eingehe möchte ich aber vorab ein Statement abgeben: Diese Scheibe ist kein Progressive Rock. Auch wenn Rob Reed draufsteht. Es ist auch Rob Reed darin. Aber kein progressiver Rob, sondern ein poppiger Rob. Das sollte man wissen. Beginnen wir aber nun mit der Besprechung der Scheibe. Der erste Song "Theme from Chimpan A - Part I" beginnt mit Geigengedudel und einer gesprochenen Einführung. Damit wird klar, es handelt sich um eine Art Konzeptalbum. "It's only sin" ist von Anfang an ein Popsong. Mit allem, was heutzutage dazu gehört: Beat, Scratchen und eine sanfte Frontstimme. Welche durch noch sanftere Backgroundvocals begleitet wird. Warum lief dieser Song eigentlich noch nie im Radio? Bei der Qualität des Songs würde Radio hören wieder Spaß machen. Hut ab! Im dritten Song "You move in me" wird es anfangs schmalzig. Dabei begann die Gitarre so viel versprechend. Nun ja, der Scratcher ist auch wieder da. Ein Kratzen im Hintergrund soll wohl LP - feeling suggerieren. Meiner Meinung nach zu viel Anbiederung an den Pop Zeitgeist. Nach 3 Min. und 50 Sek. setzt aber wieder die Gitarre ein. Und diesmal setzt sie richtige Akzente. Hut ab! "Future 1" würde gut in jede Westernschnulze passen. Hört nach 50 Sekunden aber auch schon wieder auf. "The secret wish" beginnt mit einer Anlehnung an "Tubular bells" von Mister Mike Oldfield. Mehr aber auch nicht. Nach wenigen Sekunden scratcht es wieder. Warum eigentlich? Und schmalzig wird es auch. Es erinnert ein wenig an Manfred Mannīs Earth Band in späteren Jahren. Und endlich hat Sam Brown ihren großen Auftritt. Diese Frau füllt wirklich Musik mit Gefühl. Darum heißt der Song auch "Sam's song". Eigentlich ist dieser Song auch nur ein Liedchen. Aber wenn Sam singt, wird es Mann warm ums Herz. Hut ab! Die Struktur der Platte scheint nun gefunden. So langsam ändern sich nur die Nummern im Display. Die Songs ändern sich nur noch geringfügig. Dies gilt auch für "Future love games". Toto lassen grüßen. (nicht der schlechteste Vergleich, oder?) Dieser Song hat nach 4,15 Minuten einen hörenswerten Zwischenteil mit einer Gospeleinlage und Geigenklängen, sowie einer Opernarie, eingebaut. Hut ab! "The last night on earth" beginnt mit einer gesprochenen Einlage, ehe die Opernsängerin wieder Fahrt aufnimmt. Der Phantasie scheinen im Tonstudio doch Grenzen gesetzt. Denn auch dieses Lied wird mit Knistern untermalt. Nach 4 Minuten wird wieder erzählt. Als Fazit sei aber bemerkt, dass dieser Song richtig gut gemacht ist und sogar das Herz berührt. Hut ab! Mit 7 ½ Min. ist "The thief" wunderbar als Hintergrundmusik zu verwenden. (Mit dieser Scheibe kann man seinen Partner vielleicht davon überzeugen, dass Musik nicht nur "bah" ist!) "Are you with me?" gibt dann den Beat für den Nachtisch vor. Allerdings kommt ein Halbrap vor (ächz). Ohweia, der Scratcher ist auch wieder da. Aber wenn man meint, nichts geht mehr, kommt manchmal unverhofft Rettung. Dieses mal in Form einer Gitarre. Sie intoniert den Anfang von "Question" von den Moody Blues. Innerhalb 9 1/4 Minuten wird ein guter Song aufgebaut. Wie schrieb Jürgen Meurer mal so nett: "großer Sport!". Dem kann ich mich nur anschließen. Hut ab! Mit "I came to say..." und "Theme from Chimpan A - Part II" kommen zwei Songs, die eigentlich kein Mensch braucht. Nun, sie sind nun mal auf der Scheibe drauf. Ich glaube aber, dass hier nur ein wenig Zeit geschunden werden sollte. Ist "I came to say" noch über 4 Min. lang dauert "Theme from Chimpan A - Part II" doch ganze 1,14 Minuten. Hut auf lassen! Nach dem Anfangsstatement nun ein abschließendes Fazit: Diese Platte poppt. Mehr nicht! Alle Hardcore Proggies und (Möchtegern)Rocker sollten die Finger von dieser Scheibe lassen. Alle Freunde gut gemachter Popmusik sollten sich entweder die CD zulegen, oder aber zumindest auch auf der Homepage die Hörproben wahrnehmen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass Rob Reed seine Wurzeln nicht aus den Augen verliert. Nämlich wunderschöne Progmusik zu komponieren. Aber ich bin gespannt, was Herr Reed noch für Überraschungen aus dem Hut zaubert. In dem Sinne: Hut ab! = falls ich das noch nicht erwähnt hatte.
Klaus Bornemann
© Progressive Newsletter 2006