CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Agalloch - Ashes against the grain
(59:51, Grau, 2006)

Das naturbeschwörende Trio aus Portland, Oregon, war immer schon etwas ganz Besonderes. Das Full-Length-Debüt "The mantle" war sogar so speziell, dass es Endesunterzeichneten dazu brachte, endlich mal den hier zitierten Ralph Waldo Emerson zu lesen (was eigentlich für die Rente aufgehoben werden sollte). Genau wie jenes düstere Meisterwerk verzeichnet auch "Ashes..." wieder komplexe Stilmischungen, Fields Of The Nephilim, späte Pink Floyd, Neo-Folk (vgl. Ainulindalë), epischer Black Metal etwa der Machart Emperor oder (frühe) Dissection gehen - teils innerhalb einer einzigen Komposition - ineinander über wie die Leuchtschlieren in einer Lavalampe. Schon das eröffnende "Limbs" ist genau so ein reicher Mikrokosmos, der den Besucher von sphärisch-mediativen Schwebesounds über vorsprachliches Klagen und Murmelgesang bis hin zu fauchenden Black Metal-Ausbrüchen führt. Wer mit Schwankungen des Härtegrades zwischen Babymassagekurshintergrundmusiks-New Age bis hin zu Extremmetal leben kann, wird mit schwelgerischen Melodien und dem epischen Finale der CD, dem dreiteiligen "Our fortress is burning", belohnt, das allein schon den Kaufpreis wert erscheint.

Klaus Reckert



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