CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Spaced Out - Unstable matter
(45:49, Unicorn Digital, 2006)

Es sind ja mittlerweile zahllose instrumentale Frickelcombos zwischen Jazz Rock und Progressive Rock unterwegs und gerade deshalb ist es für jede einzelne von ihnen umso schwerer, trotz aller instrumentalen Fertigkeiten, ein eigenes, unverwechselbares Profil herauszuarbeiten. Spaced Out vollzogen dabei eine interessante Entwicklung, was sie vor allem mit dem 2003er Werk "Slow gin" und der aktuellen Scheibe auf dem Weg der Originalität einen guten Schritt nach vorne brachte und immer noch bringt. Versuchte die Band zu Beginn erst einmal zu zeigen, zu welchen instrumentalen und komplexen Großtaten sie fähig sind, so stand bereits auf dem Vorgängeralbum "Slow gin" mehr das Songwriting, mehr das gemeinsame Miteinander im Vordergrund. "Unstable matter" geht diesen Weg konsequent weiter, jedoch mit einigen spannenden, neuen Nuancen. War es bisher vor allem Bassist Antonie Farfard, der sich hörbar in Szene setzen konnte, so hat neben der kompositorischen Vielschichtigkeit diesmal Gitarrist Mark Tremblay die Führungsrolle bei den Franco-Kanadiern fast komplett übernommen. Natürlich wird immer noch ziemlich virtuos in die Instrumente gegriffen und die Rhythmusgruppe spielt sich den sprichwörtlichen Wolf, doch vor allem die atmosphärische Note, wie auch die innere Logik der Songs hat wesentlich mehr an Kontur gewonnen. Im Vergleich zu den Vorgängeralben geht es um einiges metallischer, gleichzeitig aber auch weniger verschachtelt zur Sache, wobei gerade der erhöhte Härtegrad der Musik richtig gut tut. Die heftigen Riffgewitter, die kernigen Saitenattacken sorgen für einen weiteren Dynamikschub, ohne dabei in sinnloses Zurschaustellen der eigenen Fähigkeiten abzugleiten. Spaced Out müssen mittlerweile nicht mehr auf-Teufel-komm-raus herumwirbeln, sondern nur, wenn es inhaltlich Sinn macht, lässt man es gerne mal richtig komplex krachen. "Unstable matter" präsentiert sich vom inhaltlichen Ansatz auf der Höhe der Zeit und wetteifert eben nicht nur den Heroen der Vergangenheit nach, sondern gibt sich durch Heavyness und spielerische Dichte als Grenzgänger zwischen den Genres. Gut so und bitte auf diesem Niveau weitermachen!

Kristian Selm



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