CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Skin Alley - Skin Alley
(48:43, Eclectic Discs, 1970)
Skin Alley - To Pagham and beyond
(42:24, Eclectic Discs, 1970)

Eclectic Discs festigen weiter ihren Ruf als ausgezeichnetes Reissue Label. Ist zwar nicht alles, was dort in den letzten Jahren erschien, allein der progressiven Musiksparte gewidmet, so überzeugt letztendlich doch die Qualität, nämlich die soundtechnische Aufbereitung und die wirklich liebevolle Aufmachung der CDs, der in England ansässigen Firma. Mit den zwei Alben der anglo-amerikanischen Band Skin Alley geht die Reise wieder mal tief in die 70er, als der Underground noch wirklich Underground war und viele Künstler nach neuen Ausdrucksformen suchten. Die Suche merkt man auch dem 1970 erschienenen Debüt von Skin Alley an. So wechseln anspruchsvolle Flower Power Songs mit deutlichem Psychedelic Flair immer mal wieder hinüber in frühen Progressive Rock bzw. Jazz Rock, dürfen es auch ein paar Abstecher hin zu Folk und Blues sein. Die Orgel quietscht vergnügt, die Gitarre fleht, das Mellotron seufzt, mit Flöte und Saxophon werden interessante jazzige Sprenkler gesetzt. Alles atmet zwar eindeutig hörbar den wachen Geist der Vergangenheit, doch diese Nostalgieshow hat zweifellos Charme und kann mit wenig überladenen Ideen und der Besinnung auf das Wesentliche musikalisch voll überzeugen. Im Booklet gibt's zudem einige nette Anekdoten, wie z.B. dass eine Band namens Group X als Opener von Skin Alley fungierte und sich netterweise auch noch gleich das Instrumentarium auslieh. Einige Zeit später nannte sich jene dann Hawkwind und brachen in fremde Sphären auf. Das einige Monate später aufgenommene Nachfolgealbum "To Pagham and beyond" dokumentiert dann eindrucksvoll die Entwicklung, die Skin Alley in recht kurzer Zeit vollzogen. Die Band wirkt im Zusammenspiel ausgereifter, die Arrangements sind wesentlich komplexer ausgestaltet, die Musik hat einen deutlich jazzigeren Anstrich verpasst bekommen. Das Spiel wirkt insgesamt freier, lebendiger und improvisationsfreudiger, was sich ebenfalls in den Songlängen widerspiegelt, die ein Spektrum von 5-8 Minuten abdecken. Dennoch finden sich zwischen den instrumentalen Ausflügen auch kraftvolle Melodien, die dem Album die rechte Würze verleihen. Doch lebt "To Pagham and beyond" vor allem von seinen instrumentalen Momenten, vom begeisternden Spiel der Solisten. Zwar waren die Kritiken zum zweiten Album von Skin Alley überaus positiv, doch die Verkaufszahlen blieben weit hinter den Erwartungen der Plattenfirma zurück, was CBS letztendlich veranlasste, die Zusammenarbeit aufzukündigen. Skin Alley nahmen jedoch in der Folgezeit weitere Alben auf, erarbeiteten sich vor allem durch diverse Festivalauftritte (u.a. beim legendären Glastonbury Festival) einen sehr guten Ruf, bevor die Band 1973 auseinanderbrach.

Kristian Selm



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