CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
A.C.T - Silence
(64:29, InsideOut, 2006)
Seit ihrem wortwörtlich "letzen Epos" (="Last epic") vergingen drei Jahre, dazwischen absolvierten die Schweden u.a. erfolgreich den Support für Saga auf deren "Marathon" Tour, aber noch immer sind sie in ihrer musikalisch ganz eigenen Welt zu Hause, die sie selbst als "MelodicProgRockPompPop" bezeichnen. Auch die 19 Tracks auf dem aktuellen Output stehen in dieser Tradition und beweisen, dass aus Skandinavien eben nicht nur melancholischer Weltschmerz mit mächtig viel Mellotron kommen muss. "Silence" strotzt nur so vor griffigen und einprägsamen Melodien und interessant gestalteten mehrstimmigen Gesang. Der luftige Sinfonic Bombast mit Pop Appeal versprüht einfach gute Laune und ansteckende Fröhlichkeit. Das heißt nun keineswegs, dass A.C.T als Spaßcombo abzustempeln wären. Ihre Songs besitzen interessante Wendungen und Breaks, Ausschmückungen durch harte Riffs, Klassik Touch oder verspielte Instrumentalteile, auch wenn hier vordergründig auf die melodische Schiene und kompakten Songaufbau gesetzt wird. Doch vor allem im Songwriting hat sich das Quintett im Vergleich zu den Vorgängeralben noch ein Stück weiterentwickelt, so dass viel von der melodischen Eleganz von "Silence" bereits beim ersten Durchgang in den Ohren hängen bleibt. Trotzdem gibt es hier keinen platten Einheitsbrei, denn die Verpackung und Ummantelung macht's. Die Feinheiten sind raffiniert gestaltet, der pop-rockige Charme kommt gleichzeitig unheimlich sympathisch und frisch rüber. Doch legen A.C.T eben immer noch etwas mehr Pomp und instrumentale Verspieltheiten dazu, so dass der Übergang zwischen Pop und Prog fließend bleibt. Eigentlich besitzt "Silence" alles, um ein wesentlich breiteres Publikum anzusprechen, was A.C.T vielleicht endlich aus der Ecke des Geheimtipps herausbefördert. Gebt dem Abba-Prog also eine Chance!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006