CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Cast - Mosaïque
(52:51 + 49:54, Musea, 2006)

Der grandiose Erfolg blieb Cast, trotz etlicher Veröffentlichungen (seit 1994 sind über 20 CDs erschienen) leider noch verwehrt. Ob sich das mit der neuen Scheibe ändert, bleibt abzuwarten. Die Basis stimmt jedenfalls. "Mosaïque" ist ein Doppelalbum mit der Beteiligung von 16 Musikern, der Sound ist soweit in Ordnung, der Gesang wechselt zwischen englisch und spanisch, und wer mit dem Gesang von Cast überhaupt nichts anfangen kann, bekommt einige saftige Instrumentalstücke um die Ohren. Die musikalischen Einflüsse reichen von Neoprog, Retroprog, Folk und Jazzrock über dezenten Mainstream-Rock/Pop bis hin zu kleineren Ethno-Attitüden. Dabei lässt Alfonso Vidales vor allen den Gastmusiker an Flöte, Saxophone, Klarinette, Percussion, Cello oder auch beim Gesang alle Freiheiten, Ihre Ideen in seine Musik einzubringen. Trotz aller Virtuosität gibt es keine extremen spielerische Mätzchen, es ist alles mehr im melancholischen und sinfonischen Bereich angesiedelt, aber für die oftmals zu keyboardbetonte Musik von Cast wirkt das dadurch entstandene facettenreiche Spiel wie ein Befreiungsschlag. Und so macht "Mosaïque" seinem Titel alle Ehren. Zudem sind die 16 Tracks, die im Übrigen auch ältere, zum Konzept passende Stücke enthalten, sehr klug aneinander gereiht. Was die etwas leichteren und gedrosselten Stücke durchaus erträglich sowie sinnvoll macht, da sie prima als kleine Erholungspause dienen. Zwei Uptempo-Nummern sind dann aber doch zu schlicht und brav, so dass man auf Dauer dazu geneigt ist, die Vorwärts-Taste am CD-Player zu betätigen. Auch könnte der Sound noch ein wenig mehr an scharfen Konturen vertragen. Ansonsten ein recht gelungener Balanceakt zwischen Kreativität und, pardon, Minimalmusik mit einfacheren musikalischen Grundformen, das somit für jede Aufnahmefähigkeit was zu bieten hat.

Andreas Kiefer



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